Autor: Björn
Müller-Mätzig
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 - 90 Minuten
Einleitung:
In Da Yunhe
werden die Spieler vom Großen Koordinator beauftragt, sich aktiv am Bau des
Großen Kaiserkanals zu beteiligen. Und da der Große Koordinator nicht nur ein
lausiger Sachbearbeiter der Besoldungsgruppe A11 sondern der höchste Beamte im
Kaiserreich der Ming Dynastie ist, folgen die Protagonisten dem Ruf ihres
Vorgesetzten umgehend. Um ihre Konkurrenten zu übertrumpfen setzen die Spieler
auch durchaus auf destruktive Mittel, damit die lästigen Mitstreiter immer
wieder zurückgeworfen werden.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan zusammengesetzt und mit der Mauer der Zufriedenheit sowie der Verbotenen Stadt ergänzt. Jeder Spieler
erhält eine Spielertafel und sein Spielmaterial, das im Wesentlichen aus 20
Kanalplättchen und 10 Unruheplättchen besteht. Die Spieler platzieren ihren
Spielermarker neben ihrem Gebiet, und beginnend mit dem Startspieler
positionieren sie anschließend vier ihrer Unruheplättchen abwechselnd auf die
Unruhefelder des Spielplans. Die restlichen eigenen Spielplättchen werden gemischt
und in drei gleich hohe Nachziehstapel getrennt, die auf das eigene
Spielertableau gelegt werden. Lediglich das oberste Plättchen jeden Stapels
wird anschließend aufgedeckt.
Jede Spielrunde verläuft in fünf Phasen. Zunächst wählt der
Startspieler eine Aktionskarte aus und gibt die restlichen Karten im
Draft-Modus an seinen Nachbarn weiter. Nachdem jeder Spieler eine Karte
ausgewählt hat, werden die Aktionen reihum abgehandelt. Jede Karte beinhaltet
mehrere Optionen, die in beliebiger Reihenfolge ausgeführt werden können. In
der Regel handelt es sich dabei unter anderem fast immer um eine Baumöglichkeit
und das Nachziehen von Plättchen, die von einem eigenen Nachziehstapel ins
eigene Lagerhaus gelegt werden. Nur Plättchen vom Lagerhaus können gebaut
werden. Als dritte Möglichkeit kann der aktive Spieler auch oftmals einen
Angriff ausführen, bzw. die Mitstreiter schädigen. Voraussetzung hierfür sind
zwei Unruheplättchen im eigenen Lagerhaus, von denen eines zumeist auf den
eigenen Teil der Mauer der Zufriedenheit
gelegt wird. Das andere Unruheplättchen kommt in den meisten Fällen zurück
unter einen eigenen Nachziehstapel. Auswirkungen eines Angriffs sind
beispielsweise der Verlust von acht Ansehenspunkten, die Zerstörung eines
gegnerischen (gebauten) Kanalplättchens etc.
In der dritten Phase schreitet der Große Koordinator voran.
Hierzu zieht der aktive Spieler das Schiffsplättchen des Bauherren von links
nach rechts. Für gebaute Kanalplättchen erhalten die Besitzer Siegpunkte/Ansehenspunkte.
Überquert der Große Koordinator ein ausliegendes Unruheplättchen, erhält der Besitzer
vier Minuspunkte. Nach Abhandlung dieser Wertung wird überprüft, ob es
Aufstände in der Bevölkerung gibt. Hat ein Spieler eine gewisse Anzahl an
Unruheplättchen in seinem Teil der Mauer der Zufriedenheit liegen, erhält er
für jedes Plättchen vier Minuspunkte. Zum Abschluss einer Runde erfolgt die Aufräumphase,
in der die Aktionskarten und Markierungssteine eingesammelt werden.
Das Spiel endet am Schluss der Spielrunde, in der der Große
Koordinator seine vierte Fahrt in der dritten Phase beendet und der Anzeiger
der Fahrten auf 0 steht. Jetzt folgt noch die Schlusswertung, bei der die
zusammenhängenden Kanalplättchen und die Anzahl der gebauten Plättchen in der Verbotenen Stadt ausgerechnet werden.
Der Spieler mit den meisten Ansehenspunkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Respekt! Da Yunhe –
Der Große Kaiserkanal ist das erste „große“ Spiel von Björn Müller-Mätzig,
der im „normalen Leben“ als Berater tätig ist. Mit trockenem Juristentum
hat Da Yunhe aber wenig gemein.
Stattdessen handelt es sich um ein interessantes und durchaus anspruchsvolles
Strategie-Taktikspiel, das auch fieses Ärgerpotential beinhaltet. Insgesamt
betrachtet überzeugt das Spiel durch viel Licht und nur wenig Schatten, und auf
diese Pro und Contra Faktoren wird im Folgenden näher eingegangen.
Zunächst ist die Spielidee zu loben, die übrigens auf wahren
und historischen Gegebenheiten basiert. Kernstücke von Da Yunhe sind natürlich primär die Aktionskarten, aber auch der Weg
des Großen Koordinators und die Aufstände auf der Mauer der Zufriedenheit sowie die Schlusswertung der Verbotenen Stadt sind wichtige Elemente,
die ausgezeichnet miteinander kombiniert wurden. Die Wahl der Aktionskarte(n)
hängt oftmals vom Bestand des eigenen Lagerhauses ab. Wer wenig Plättchen im
Lagerhaus liegen hat, wird erfahrungsgemäß sein Hauptaugenmerk auf möglichst
üppigen Nachschub legen, um dann mit diesen Plättchen konstruktive (oder auch
destruktive) Aktionen auszuführen.
Diesbezüglich ist der frühzeitige Ausbau einer verbundenen
Kanalstrecke anzuraten, denn zum einen bringt ein Bau direkte Siegpunkte, und
zum anderen kann der Spieler beim Zug des Großen Koordinators nochmals richtig
viel Punkte absahnen. Insofern ist auch die Karte „Sonder-Inspektion“ beliebt, mit der die Spieler zumindest für drei
Plättchen ordentlich Ansehenspunkte generieren können. Abhängig vom Lagerhaus juckt
es aber auch eigentlich jedem Spieler in den Fingern, mit einer Angriffsaktion
einen ungeliebten Konkurrenten zurückzuwerfen. Insbesondere bei einem längeren
Streckennetz lohnt sich das Ausspielen der Karte „Kanal zerstören“, um sich nach der Attacke sogleich in das nun
leere Feld einzubauen. Alle finden so was lustig, nur der betroffene Spieler
nicht ;-)
Der Einstieg ins Spiel fällt übrigens nicht besonders
leicht. Das liegt in erster Linie an der gewöhnungsbedürftigen Symbolik, deren
Verinnerlichung einige Zeit in Anspruch nimmt. Hinzu kommt die ein oder andere
Unplausibilität in der Spielanleitung. Zum Beispiel die Erläuterung der Karte „Anschwärzen“. Ein Unruheplättchen wird
in die Verbotene Stadt eines
Gegenspielers platziert (soweit ist alles klar), aber was ist mit dem anderen
Unruheplättchen? Die Symbolik gibt vor, dass es unter einen Nachziehstapel
geschoben wird, während die Anleitung besagt, dass es auf die Mauer der Zufriedenheit kommt. An dieser
Stelle ist jedoch der Service von Björn ausdrücklich zu loben, der jede Anfrage
schnell, kompetent und äußerst freundlich/sympathisch beantwortet.
Die Schatten des Spiels (gewöhnungsbedürftige Symbolik, vereinzelte
Unklarheiten und viel zu kleine Pappmarker) halten sich jedoch in einem vernachlässigbaren
Rahmen, zumal das Licht (Spielspaß, Mechanismus) definitiv dominiert. Last not
least ist anzumerken, dass sich potentielle Interessenten unbedingt mit einem
Glücksfaktor arrangieren müssen, denn gerade die Plättchen am Anfang und auch
das Nachziehen können durchaus für unterschiedliche Vorteile bzw. Nachteile
sorgen.
Fazit:
Der Spieleautor und Jurist Björn Müller-Mätzig wird
beschuldigt, ein sehr gutes Spiel verfasst zu haben, dass dem Klientel der
Vielspieler großen Spaß macht. Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil: Der
Angeklagte ist schuldig und wird hiermit dazu verurteilt, weitere Brettspiele
dieser Güteklasse erfinden zu müssen. Wenn Herr Müller-Mätzig diese gerechte
Strafe annimmt, darf sich die Spielergemeinde in Zukunft auf viele weitere
tolle Veröffentlichungen freuen :-)
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