Autor: Gil D´Orey / Nuno Bizarro Sentieiro / Paulo Soledade
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 – 120
Minuten
Einleitung:
Als Geschäftsführer einer Speditionsfirma nehmen die Spieler
Aufträge von den nordamerikanischen Küsten sowie China und Europa an. Primäres
Ziel ist die Beförderung von Fracht, aber auch Kreuzfahrtschiffe schippern von
West nach Ost (und umgekehrt), um Passagiere für diverse Vorteile zu befördern.
Doch die Protagonisten sind nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Privatiers.
Und am Ende gewinnt der Spieler mit dem größten Privatvermögen, daher kann sich
die Investition in Fremdfirmen durchaus lohnen, wenn absehbar ist, dass deren
Aktien steigen.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit
allen benötigten Utensilien bestückt (z.B. Bonuskarten, Würfelvorrat,
Spezialschiffe usw.). Jeder Spieler erhält seine Firma mit vier Aktien der eigenen
Farbe sowie 18 Dollar als Geschäftskapital (auf die Firmentafel legen). Davon
losgelöst erhalten die Spieler jeweils sechs Dollar und eine Aktie als
Privatvermögen (in den persönlichen Bereich legen). Generell ist die Trennung
zwischen Firmen- und Privatvermögen essentiell wichtig für den gesamten
Spielverlauf. Weiterhin beginnen die Spieler mit zwei Finanzberaterkarten,
einer Vertragskarte und den Würfeln der eigenen Farbe.
Der zentrale Bereich des Spielplans zeigt die verfügbaren
Aktionsmöglichkeiten. Panamax ist
ein Diceplacement Spiel. Zu Beginn werden 16 Würfel geworfen und nach Augenzahl
in die entsprechenden Felder platziert. Würfel mit Zahlen von 1-3 erlauben
Schiffsbewegungen, währen die Zahlenwerte von 4-6 Auftrags- und Verladeaktionen
ermöglichen. Der aktive Spieler nimmt einen Würfel aus einer Spalte und führt
die entsprechende Aktion aus. Schiffsbewegungen unterscheiden sich in
Wasserbewegungen und Schleusenbewegungen. Die Symbole auf dem Spielplan geben
die erforderliche Bewegungsart vor. Grundsätzlich bewegen sich die Schiffe von
West nach Ost bzw. umgekehrt. Der Weg hängt vom Starthafen ab. Aufträge hängen
vom erforderlichen Hafen ab und erlauben die entsprechende Verladung von
Fracht. Erledigte Aufträge bringen dem Spediteur Geld ein. Die Summe ist
abhängig von den verschifften Würfeln (=Fracht). Auch fremde Spieler dürfen
sich am Verschiffen beteiligen und erhalten nach Ablieferung ebenfalls
Vorteile.
Transportierte Würfel auf Passagierschiffen (=Passagiere)
bringen dem Spieler kein Geld ein, aber dafür erhält der Spediteur einen permanenten
Vorteil, der für das ganze Spiel gilt. Militärschiffe sind neutral und können
von allen Spielern bewegt werden. Dafür gibt es Geld gemäß der Landesmarker,
die man durch erfüllte Aufträge erhält.
Generell erhalten die Spieler Geld für Dividenden von
Firmen, an denen man Anteile hält sowie durch die angesprochenen
Militärschiffsbewegungen. Am Ende gibt es noch Kohle für den Verkauf aller
eigenen Firmenanteile und eventuell für diverse Finanzberater-Sonderkarten.
Außerdem bekommen die Spieler mit den profitabelsten Firmen nach jeder Runde
einen Direktorenbonus. Im Lauf einer Partie können auch Firmenanteile (Aktien)
von fremden Firmen erworden werden. Panamax
endet nach der dritten Spielrunde. Der Spieler mit dem größten Privatvermögen
(nicht das Firmengeld!) hat dann gewonnen.
Meinung:
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Selten war dieses
Sprichwort bezogen auf ein Brettspiel so berechtigt wie im Fall von Panamax. Das Studium des Regelwerks ist
reinste Knochenarbeit und bereitet in etwa genauso viel Freude wie eine Hämorride
beim sch…
Die Anleitung ist fürchterlich konzipiert, grauenhaft
strukturiert und miserabel geschrieben. Der Autor dieser „Perle“ schafft es
bravourös, einen an sich simplen Mechanismus derart zu verkomplizieren, dass
der Spielreiz bereits nach dem Durchlesen der Hälfte gänzlich in den Keller
geht und der designierte Erklärbar über die Forderung von
Schmerzensgeldansprüchen nachdenken sollte. Und das ist wirklich jammerschade,
denn eigentlich ist Panamax ein
richtig geiles Spiel.
Hat man sich nämlich endlich durch die Spielregel
durchgeackert, offenbart Panamax ein
erfrischend neues Thema, gepaart mit Spielwitz, Tiefe und Anspruch. Geeignet
ist das Ganze ausschließlich für Kenner, Experten und Vielspieler, während
Familien und Gelegenheitsspieler gnadenlos überfordert sein dürften. Eine große
Hürde beim Einstieg ist neben der schriftlichen Regelgrütze die konsequente
Trennung von Firmen- und Privatvermögen. In vielen Fällen mehren sich bei
Geldausschüttungen die Fragen, ob die Kohle nun in den Privatbesitz übergeht
oder als Kapital bei der Firma bleibt. Dieses Element muss unbedingt
verinnerlicht werden, um das Spiel im Gesamtkontext zu verstehen. Wer diese
Hürde gemeistert hat muss dann noch die vielen Details lernen/beachten, auf die
in der Ablaufbeschreibung natürlich nicht in Gänze eingegangen werden konnte.
Dann wird der geneigte Experte mit einem richtig guten Wirtschaftsspiel
belohnt, das trotz Ecken und Kanten seinen Reiz hat.
Grundsätzlich sind bei Panamax
die Frachtgutkosten im Auge zu behalten. Wer hier zuviel bezahlt, bekommt später
Probleme mit den Investitionen und der Devisenausschüttung der Folgerunden.
Waren im Lagerhaus sind totes Kapital. Ein Verschiffen lohnt sich in jedem
Fall, gegebenenfalls sogar auf einem Schiff eines Mitspielers. Überhaupt sollten
die Spieler durchaus auf Aktien und Schiffsverladungen ihrer Gegner setzen, um
ein gut balanciertes Portfolio sein Eigen nennen zu können. Wer nur an seine
eigenen Aufträge und seine eigenen Firmenaktien denkt, hat in der Regel wenig
Chancen auf den Sieg. Auch die Bewegung von Militärschiffen kann sich lohnen,
wenn man entsprechende Ländermarker besitzt. Und auch Finanzberaterkarten
bringen unter Umständen viel Geld ein, so dass auch diese immer im Hinterkopf präsent
sein sollten.
Jede Entscheidung will gut überlegt sein, weshalb Panamax in Grüblerkonstellationen
nahezu immer die angegebene Spielzeit überschreitet. Vor allem in den ersten
paar Partien sollten die Spieler mit mindestens drei Stunden kalkulieren, denn
in Verbindung mit ausgiebigen Nachdenken ist diese Dauer absolut nicht
ungewöhnlich. Ein optischer Leckerbissen ist Panamax sicher nicht. Das Spiel ist zweckdienlich gestaltet, aber
ein Augenorgasmus stellt sich definitiv nicht ein.
Fazit:
Was bleibt somit zu bilanzieren? Panamax ist grundsätzlich ein gelungenes Kennerspiel, das aufgrund
der grottenschlechten Spielanleitung und der gediegenen Optik aber massive
Punkteabzüge hinnehmen muss. Wer Spiele wie Funkenschlag zu seinen Favoriten zählt, kann sich über eine Anschaffung
aber sicherlich Gedanken machen (wobei anzumerken ist, dass diese beide Spiele
grundverschiedene Mechanismen haben). Hat man Panamax erstmal verstanden, macht das Spiel richtig viel Spaß
(zumindest den Wirtschaftsspiel-Experten). Daher kann trotz der geschilderten
Negativfaktoren immer noch eine eingeschränkte Weiterempfehlung ausgesprochen
werden.
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