Mittwoch, 16. September 2015

Die Staufer



Verlag: Hans im Glück
Autor: Andreas Steding
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 20 Minuten pro Spieler


Einleitung:

In Die Staufer schlüpfen die Spieler in die Rollen von römisch-deutschen Fürsten, die mit König Heinrich VI durch sein Reich reisen. Dabei versuchen sie, ihren Einfluss zu vermehren, indem sie die vorhandenen Amtssitze in den Regionen besetzen. Doch dazu müssen sie immer darauf achten, genügend Gesandte und Adelige im Gefolge zu haben.

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan ausgelegt, der sich aus einem Aktionstableau und sechs Regionen zusammensetzt. Anschließend wird jede Region mit einem Punkte-Plättchen bestückt. Unter jeden Amtssitz des Spielfelds wird ein Truhenplättchen offen ausgelegt, genauso wie unter die Felder des Nachschub-Tableaus. Jeder Spieler erhält einen Adeligen und vier Gesandte, von denen einer auf die Zählleiste gesetzt wird. Weiterhin werden drei Auftragskarten an jeden Spieler ausgeteilt.

Die Staufer verläuft über fünf Runden. Der aktive Spieler hat in seinem Zug die Wahl, ob er eine Aktionsfigur auf die Nachschubleiste oder auf die Einsatzleiste setzt. Über den Nachschub erhält der Spieler neue Gesandte und/oder Adelige vom allgemeinen Vorrat (=Provinz). Diese darf er an seinen Hof stellen und sie für weitere Aktionen in späteren Spielzügen nutzen. Außerdem darf sich der Spieler die Truhe nehmen, die unter dem entsprechenden Feld ausliegt. Truhen gewähren diverse Vorteile oder bringen am Spielende Bonussiegpunkte ein.

Entscheidet sich der Spieler für die Einsetz-Option, reist er in eine Region und setzt dort einen eigenen Gesandten oder Adeligen auf einen freien Amtssitz ein. Ausgehend von der Position des Königs muss er für jede durchquerte Region eine Figur bezahlen, die er auf dem überquerten Gebiet zurücklässt. Anschließend muss er noch für die Besetzung des Amtssitzes im Zielgebiet bezahlen. Auch diese Bezahlung erfolgt durch Figuren vom eigenen Hof. Nach der Besetzung eines Amtssitzes erhält der Spieler die darunter ausliegende Truhe. Die wertvollsten Amtssitze einer Region können übrigens nur von Adeligen besetzt werden.

Nachdem die Spieler alle ihre Aktionsfiguren benutzt haben, endet eine Runde. Nun werden abhängig von der Position der Wertungsmarker eine oder zwei Regionen gewertet. Hierzu werden die Mehrheiten in den entsprechenden Regionen festgestellt (Anzahl der besetzten Amtssitze). Die drei erstplatzierten Spieler erhalten für ihre Mehrheiten Siegpunkte. Nach der Wertung folgt die Aufräumphase. Alle Figuren der gewerteten Regionen werden in die Provinz zurückgeschickt. Die bezahlten Figuren in den Regionen, die der König nun durchschreitet, kommen in den Hof zurück. Last not least werden die Truhen nachgelegt und die Reihenfolge der nächsten Runde bestimmt. Diese neue Spielerreihenfolge richtet sich nach den Positionen der zuvor eingesetzten Aktionsfiguren auf der Nachschub- bzw. Einsetz-Leiste.

Nach der fünften Rundenwertung erfolgt die Schlusswertung für die Auftragskarten und Truhen. Abhängig von den erfüllten Aufträgen und gesammelten braunen Truhen erhalten die Spieler Bonuspunkte, die sie auf der Wertungstafel hinzu addieren. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Die Staufer lässt sich im Prinzip mit einem einzigen Wort beschreiben: saugeil :-)

Der Hans im Glück Verlag ist bekanntermaßen ein Garant für tolle Veröffentlichungen, die sich primär an Vielspieler und/oder ambitionierte Gelegenheitsspieler richten. Man denke nur an Stone Age, Egizia oder die Vielspielerlieblinge Russian Railroads und Auf den Spuren von Marco Polo (um nur einige zu nennen). Die Klasse dieser illustren Phalanx erreichen nur wenige Spiele. Die Staufer gehört definitiv dazu. Und zwar ohne jegliche Abstriche. Das Spiel ist komplex, aber nicht kompliziert. Wer anspruchsvolle Brettspiele mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Die Staufer verzahnt Workerplacement- und Mehrheiten-Mechanismen zu einem originellen Werk, dessen Bezahlungszwänge in Form von Arbeitern richtiggehend innovativ sind. Dabei sind unendlich viele Faktoren zu beachten: habe ich genügend Arbeiter für die Bewegungen und das Besetzen meines Wunsch-Amtssitzes? Welche Truhe erhalte ich dann und was nützt sie mir? Muss ich bezahlte Arbeiter in der nächsten Runde entfernen, wenn der König voranschreitet? Werden besetzte Regionen in der nächsten Runde gewertet? Welche Strategie verfolgen die Mitspieler? Welche Auswirkungen haben meine Aktionen auf die kommende Spielerreihenfolge? Und so weiter, und so fort. Und trotz dieser vielfältigen Überlegungen ist Die Staufer nicht anstrengend und auch nicht zu fordernd. Stattdessen macht das Ganze einfach nur tierisch Spaß, sofern man zum Klientel der Vielspieler zählt oder zumindest ambitionierter Gelegenheitsspieler ist.

Da den Spielern grundsätzlich nur 15 Aktionen in fünf Runden zu Verfügung stehen, sollten die Spielzüge gut überlegt werden. Denn Die Staufer verzeiht nur wenig Fehler. Wer sich mehrmals für eine unlukrative Aktion entscheidet, dürfte gegen starke Gegner kaum eine Chance haben. Denn der Glücksfaktor ist denkbar gering. Lediglich beim Ziehen der Auftragskarten hat Fortuna ihre Hände im Spiel – ansonsten ist Die Staufer pure Planung und Taktik.

Und weiter geht die Lobeshymne. Aufgrund des variablen Aufbaus besitzt Die Staufer einen immensen Wiederspielreiz. Das Spiel funktioniert in allen Besetzungen, und egal ob zwei oder fünf Spieler mitmachen – die Spielfreude kennt keine Grenzen. Daran ändert auch der relativ hohe Zeitaufwand für den Aufbau des Spiels nichts. Die Materialqualität und die Optik können ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Die Staufer ist sowohl schön als auch übersichtlich gestaltet … also hervorragend konzipiert. Auch die Spielanleitung kann nur in höchsten Tönen gelobt werden. Logisch aufgebaut, verständlich geschrieben, mit passenden Beispielen erläutert und durch ein Beiblatt bereichert. Perfekt. Besser geht es nicht.

Gibt es nach so viel Lob eigentlich auch irgendetwas zu kritisieren? Nein, gibt es nicht. Die Staufer ist schlicht und einfach ein tolles Spiel, das ohne Wenn und Aber weiterempfohlen werden kann.

Fazit:

Da gibt es nicht viel zu bilanzieren. Ich für meinen Teil bin begeistert. Im Meinungsblock wurde alles gesagt, und so kann last not least nur noch einmal wiederholt werden, dass dieses Spiel ein echter Volltreffer geworden ist. Die Staufer macht großen Spaß, spielt sich flüssig, hat einen großen Wiederspielreiz und besitzt eine erstklassige Tiefe ohne die Spieler zu überfordern. Eine Bestbewertung versteht sich somit von selbst.

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