Samstag, 8. Juli 2017

Notre Dame (Neuauflage 2017)



Verlag: Alea / Ravensburger
Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 - 75 Minuten


Einleitung:

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums veröffentlicht Ravensburger bzw. Alea eine Neuauflage von Stefan Felds Klassiker Notre Dame. Dem Spiel liegen die beiden Erweiterungen Neue Personen I und Neue Personen II bei, außerdem ist die Erweiterung Die Handelsstraßen für Die Burgen von Burgund beigefügt.

Ablauf:

Nachdem der Spielplan aufgebaut wurde, erhält jeder Spieler einen Vertrauten, eine Kutsche, vier Einflusssteine, neun Aktionskarten, drei Geldmünzen, einen Rattenstein für die Streckenleiste und vier Botschaften, die auf den Marktplätzen des eigenen Viertels verteilt werden.

Notre Dame verläuft über drei Durchgänge, die jeweils aus drei Runden bestehen. Zunächst werden immer drei Personenkarten aufgedeckt, die später bestochen werden können. Anschließend zieht jeder Spieler drei Aktionskarten von seinem Stapel und behält eine davon. Die beiden anderen Karten werden an den linken Nachbarn weitergegeben. Nun wird eine dieser Karten ausgewählt und die letzte Karte weitergedraftet, so dass alle Spieler jetzt wieder drei Karten auf der Hand haben.

Beginnend mit dem Startspieler spielt jeder Protagonist reihum eine seiner Aktionskarten aus. Anschließend wird eine zweite Aktionskarte ausgespielt und die entsprechende Aktion ausgeführt. Die dritte Karte wird lediglich abgelegt. Über Aktionskarten werden Stadtviertel aktiviert, in die dann ein eigener Einflussstein platziert wird. Auf diese Weise erhalten die Spieler Siegpunkte, Geld und neue Einflusssteine. Außerdem können sie ihre Kutsche bewegen und die Botschaftsplättchen einsammeln. Des Weiteren dürfen Rattensteine auf der Seuchenleiste zurückgesetzt werden und es besteht die Möglichkeit, für die Kirche zu spenden. Sämtliche Aktionen sind kumulativ, d.h. je mehr Einflusssteine in einem Viertel liegen, desto größer ist der Bonus.

Nachdem alle Spieler ihre zwei Aktionen abgehandelt haben, dürfen die Konkurrenten eine ausliegende Persönlichkeit bestechen und erhalten den Bonus dieses Charakters (z.B. Geld, Siegpunkte etc.). Nun wird anhand der ausliegenden Personenkarten der aktuelle Seuchenwert ermittelt, und die Spieler rücken ihren Rattenstein entsprechend viele Felder vor. Erreicht ein Spieler das Ende der Seuchenleiste muss er Siegpunkte abgeben und einen Einflussstein aus seinem stärksten Viertel entfernen. Am Ende jeder dritten Runde werden die Spenden für die Kirche abgerechnet und die Spender erhalten Siegpunkte dafür. Das Spiel endet nach der neunten Runde, und der Spieler mit den meisten Prestigepunkten (=Siegpunkte) hat dann gewonnen.

Meinung:

Alter schützt vor Klasse nicht. Auch nach zehn Jahren hat Notre Dame nichts von seinem Reiz verloren, und selbstverständlich ist diese Wiederveröffentlichung absolut verdient und ohne jegliche Abstriche weiterempfehlbar.

Freunde von Optimierspielen kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Und dabei ist Notre Dame nicht mal besonders komplex. Sämtliche Aktionsmöglichkeiten sind schlüssig konzipiert und passen thematisch gut ins Mittelalter. Natürlich gibt es auch bei Notre Dame bevorzugte Aktionen, aber in der Regel werden nahezu alle Optionen gerne wahrgenommen. Die einzige Ausnahme ist das Gasthaus, welches vermutlich das schwächste Gebäude des Spiels ist. Hinsichtlich des Schwierigkeitsgrads ist Notre Dame zweifellos auch von ambitionierten Gelegenheitsspielern zu bewältigen, wobei Vielspieler trotzdem das primäre Klientel der Veröffentlichung sind.

Der Spielspaß ist vom feinsten. Allerdings sollte erwähnt werden, dass Notre Dame eher ein Taktik- als ein Strategiespiel ist. Das hängt schlicht und einfach damit zusammen, dass man in einer Runde schließlich nur drei Karten auf der Hand hält und davon sogar eine Aktion verfallen lassen muss. Das Ziehen der „richtigen“ Karten oder der Erhalt von gewünschten Karten beim Drafting ist also ein kleines bisschen glückslastig, wobei dieser Glücksfaktor relativ anzusehen ist (absolut vernachlässigbar, zumal alle Spieler von dem Mechanismus betroffen sind). Ungewöhnlich für ein Spiel dieser Güteklasse ist die relativ kurze Spieldauer. Eine Partie dauert nur knapp über eine Stunde, und das ist bei dem tollen Spielspaß sicherlich ein Sonderlob wert. Weiterhin erhöht dieses Element den ohnehin schon großen Wiederspielreiz, was Notre Dame zu einer Veröffentlichung der Spitzenklasse macht.

Aufgewertet wird die Neuausgabe anlässlich des zehnjährigen Bestehens durch die beigefügten Erweiterungen Neue Personen I und II. Dabei handelt es sich zwar nur um 18 neue Karten, aber die machen das Spiel ein bisschen abwechslungsreicher, und das Aufdecken der Personenkarten pro Runde wird dadurch spannender, weil man ja nie weiß, welche Charaktere ins Spiel kommen. Ein weiteres Schmankerl ist die Burgen von Burgund Minierweiterung Die Handelsstraßen, die das Herz aller Burgund-Fans sicherlich erfreuen dürften.

Fazit:

Vielen Dank an Alea / Ravensburger für diese Wiederveröffentlichung, die ohne Wenn und Aber weiterempfohlen werden kann. Auch nach zehn Jahren weiß Notre Dame noch auf ganzer Linie zu begeistern, und wer das Spiel noch nicht kennt, kann hier natürlich bedenkenlos zuschlagen.

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