Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 - 75 Minuten
Einleitung:
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums veröffentlicht
Ravensburger bzw. Alea eine Neuauflage von Stefan Felds Klassiker Notre Dame. Dem Spiel liegen die beiden
Erweiterungen Neue Personen I und Neue Personen II bei, außerdem ist die
Erweiterung Die Handelsstraßen für Die Burgen von Burgund beigefügt.
Ablauf:
Nachdem der Spielplan aufgebaut wurde, erhält jeder Spieler
einen Vertrauten, eine Kutsche, vier Einflusssteine, neun Aktionskarten, drei
Geldmünzen, einen Rattenstein für die Streckenleiste und vier Botschaften, die
auf den Marktplätzen des eigenen Viertels verteilt werden.
Notre Dame verläuft über drei Durchgänge, die
jeweils aus drei Runden bestehen. Zunächst werden immer drei Personenkarten
aufgedeckt, die später bestochen werden können. Anschließend zieht jeder
Spieler drei Aktionskarten von seinem Stapel und behält eine davon. Die beiden
anderen Karten werden an den linken Nachbarn weitergegeben. Nun wird eine
dieser Karten ausgewählt und die letzte Karte weitergedraftet, so dass alle
Spieler jetzt wieder drei Karten auf der Hand haben.
Beginnend mit dem Startspieler spielt jeder Protagonist
reihum eine seiner Aktionskarten aus. Anschließend wird eine zweite
Aktionskarte ausgespielt und die entsprechende Aktion ausgeführt. Die dritte
Karte wird lediglich abgelegt. Über Aktionskarten werden Stadtviertel
aktiviert, in die dann ein eigener Einflussstein platziert wird. Auf diese
Weise erhalten die Spieler Siegpunkte, Geld und neue Einflusssteine. Außerdem
können sie ihre Kutsche bewegen und die Botschaftsplättchen einsammeln. Des
Weiteren dürfen Rattensteine auf der Seuchenleiste zurückgesetzt werden und es
besteht die Möglichkeit, für die Kirche zu spenden. Sämtliche Aktionen sind kumulativ,
d.h. je mehr Einflusssteine in einem Viertel liegen, desto größer ist der
Bonus.
Nachdem alle Spieler ihre zwei Aktionen abgehandelt haben,
dürfen die Konkurrenten eine ausliegende Persönlichkeit bestechen und erhalten
den Bonus dieses Charakters (z.B. Geld, Siegpunkte etc.). Nun wird anhand der
ausliegenden Personenkarten der aktuelle Seuchenwert ermittelt, und die Spieler
rücken ihren Rattenstein entsprechend viele Felder vor. Erreicht ein Spieler
das Ende der Seuchenleiste muss er Siegpunkte abgeben und einen Einflussstein
aus seinem stärksten Viertel entfernen. Am Ende jeder dritten Runde werden die
Spenden für die Kirche abgerechnet und die Spender erhalten Siegpunkte dafür. Das
Spiel endet nach der neunten Runde, und der Spieler mit den meisten
Prestigepunkten (=Siegpunkte) hat dann gewonnen.
Meinung:
Alter schützt vor Klasse nicht. Auch nach zehn Jahren hat Notre Dame nichts von seinem Reiz
verloren, und selbstverständlich ist diese Wiederveröffentlichung absolut
verdient und ohne jegliche Abstriche weiterempfehlbar.
Freunde von Optimierspielen kommen hier voll und ganz auf
ihre Kosten. Und dabei ist Notre Dame
nicht mal besonders komplex. Sämtliche Aktionsmöglichkeiten sind schlüssig
konzipiert und passen thematisch gut ins Mittelalter. Natürlich gibt es auch
bei Notre Dame bevorzugte Aktionen,
aber in der Regel werden nahezu alle Optionen gerne wahrgenommen. Die einzige
Ausnahme ist das Gasthaus, welches
vermutlich das schwächste Gebäude des Spiels ist. Hinsichtlich des
Schwierigkeitsgrads ist Notre Dame
zweifellos auch von ambitionierten Gelegenheitsspielern zu bewältigen, wobei
Vielspieler trotzdem das primäre Klientel der Veröffentlichung sind.
Der Spielspaß ist vom feinsten. Allerdings sollte erwähnt
werden, dass Notre Dame eher ein
Taktik- als ein Strategiespiel ist. Das hängt schlicht und einfach damit
zusammen, dass man in einer Runde schließlich nur drei Karten auf der Hand hält
und davon sogar eine Aktion verfallen lassen muss. Das Ziehen der „richtigen“
Karten oder der Erhalt von gewünschten Karten beim Drafting ist also ein
kleines bisschen glückslastig, wobei dieser Glücksfaktor relativ anzusehen ist
(absolut vernachlässigbar, zumal alle Spieler von dem Mechanismus betroffen
sind). Ungewöhnlich für ein Spiel dieser Güteklasse ist die relativ kurze
Spieldauer. Eine Partie dauert nur knapp über eine Stunde, und das ist bei dem
tollen Spielspaß sicherlich ein Sonderlob wert. Weiterhin erhöht dieses Element
den ohnehin schon großen Wiederspielreiz, was Notre Dame zu einer Veröffentlichung der Spitzenklasse macht.
Aufgewertet wird die Neuausgabe anlässlich des zehnjährigen
Bestehens durch die beigefügten Erweiterungen Neue Personen I und II. Dabei handelt es sich zwar nur um 18 neue
Karten, aber die machen das Spiel ein bisschen abwechslungsreicher, und das
Aufdecken der Personenkarten pro Runde wird dadurch spannender, weil man ja nie
weiß, welche Charaktere ins Spiel kommen. Ein weiteres Schmankerl ist die Burgen von Burgund Minierweiterung Die Handelsstraßen, die das Herz aller
Burgund-Fans sicherlich erfreuen dürften.
Fazit:
Vielen Dank an Alea / Ravensburger für diese
Wiederveröffentlichung, die ohne Wenn und Aber weiterempfohlen werden kann.
Auch nach zehn Jahren weiß Notre Dame
noch auf ganzer Linie zu begeistern, und wer das Spiel noch nicht kennt, kann
hier natürlich bedenkenlos zuschlagen.
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