Sonntag, 15. Januar 2023

Woodcraft

Verlag: Delicious Games / Pegasus

Autor: Vladimir Suchy / Ross Arnold

Spieleranzahl: 1 - 4

Alter: ab 12 Jahren

Spieldauer: 80 - 150 Minuten

 

 

Einleitung:

 

Woodcraft von Vladimir Suchy und Ross Arnold beschäftigt sich mit der unverbrauchten Thematik der Holzverarbeitung. Als eine Art Schreiner führen die Spieler reihum eine Aktion aus, um letztendlich so viele Aufträge wie möglich erfüllen zu können. Doch die Zeit ist knapp, denn eine Partie dauert nur 13 bzw. 14 Runden.

 

Ablauf:

 

Zunächst wird die Aktionsradtafel in die Mitte gelegt und mit 7 Aktionsplättchen im Startviertel bestückt. Der Sägeradpfeil der mittleren Drehscheibe deutet auf das Ende des nächsten Viertels. Last not least wird dieses Tableau noch mit sechs Würfeln in drei verschiedenen Farben befüllt. Unter die Aktionsradtafel wird die Einkommenstafel platziert. Die Spieler beginnen alle auf den Startfeldern von Blaubeer-Einkommensleiste, Haselnuss-Einkommensleiste und Ansehensleiste. Neben das Aktionsrad wird die Wertungstafel gelegt. Auf diesem Tableau werden die Siegpunkte abgetragen, welche die Spieler im Verlauf der Partie erlangen. Weiterhin ausgelegt werden vier Einfache Aufträge, vier Unerfahrene Helfer und eine spielerzahlabhängige Menge an Öffentlichen Aufträgen. Die restlichen Karten sowie das sonstige Spielmaterial werden bereitgelegt.

 

Jeder Spieler erhält eine Spielertafel, die Marker seiner Farbe, drei Würfel, ein oder zwei Laternenplättchen, ein Sägeplättchen, ein Aufwertungsplättchen und zwölf Blaubeeren, die in Woodcraft als Geld fungieren. Außerdem starten die Spieler mit einem Helfer und vier Aufträgen. Ein Anfangsauftrag muss an den passenden Slot der rechten Tableauseite ausgelegt werden. Ein Spielzug bzw. eine Runde besteht aus drei Phasen. Zunächst wachsen die Bäume, sofern welche gepflanzt sind. Dabei werden die Würfel der Bäume höhergedreht. Danach führen die Spieler reihum eine Aktion aus. Dazu nehmen sie das entsprechende Aktionsplättchen vom Aktionsrad und versetzen es in das letzte freie Feld des nächsten Viertels. Je nach Position des Plättchens und der Drehscheibe kann ein Spieler verschiedene Boni erhalten. Sobald alle Spieler ihre Aktion ausgeführt haben können sie in der letzten Phase der Runde Siegpunkte gegen Abgabe von Blaubeeren kaufen. Viermal im Spiel erhalten die Spieler Einkommen gemäß ihrer Positionen auf der Blaubeeren- und Haselnussleiste.

 

Folgende Aktionen stehen den Spielern zur Verfügung:

 

·         Holz kaufen (2x, Kosten = Würfelzahl + 1 bzw. 2 Beeren für gelbe bzw. braune Würfel)

·         Einen Helfer einstellen (kostenpflichtig)

·         Einen oder zwei Aufträge annehmen (zweiter Auftrag kostet drei Beeren)

·         Werkstatt verbessern (Leimplättchen, Sägeplättchen, Aufwertungsplättchen kaufen)

·         Materialien kaufen (bis zu zwei verschiedene Sorten; Restholz, Leim, Sägeblatt)

·         Würfel tauschen (erst einen eigenen Würfel mit Gewinn verkaufen, anschließend einen Würfel aus dem Vorrat kaufen)

·         Produzieren und Baum pflanzen (zwei unterschiedliche Helfer produzieren lassen oder einen Helfer produzieren lassen und einen neuen Baum pflanzen)

 

Zusätzlich zu den aufgelisteten Hauptaktionen gibt es kostenlose Zusatzaktionen. Mittels Sägen kann ein Würfel in mehrere Würfel zerteilt werden, z.B. aus einer 4 werden eine 3 und eine 1. Es können Würfel verleimt oder aufgewertet werden. Aufträge können jederzeit erfüllt werden und die Fähigkeit von bestimmten Helfern kann genutzt werden. Durch einige Aktionen wie Werkstattverbesserung steigt man in den Einkommensleisten hoch.

 

In den Einkommensrunden werden neben den Ausschüttungen von Blaubeeren und Haselnüssen (= Geld und Siegpunkte) auch verwendete Werkstattteile refresht sowie einige Aufträge und Helfer ausgewechselt. Außerdem werden noch nicht erfüllte ausliegende Aufträge einen Slot nach unten verschoben. Dadurch verringert sich der Bonusertrag bei Erfüllung. Nicht erfüllte Aufträge verursachen am Schluss sogar Minuspunkte. In der Mitte des Spiels werden übrigens die Unerfahrenen Helfer gegen Erfahrene Helfer ausgetauscht und Einfache Aufträge gegen Anspruchsvolle Aufträge. Woodcraft endet nach der 13. bzw. 14. Runde. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen. Im Solospiel wird nach dem Zug des Spielers eine Solokarte gezogen und deren Effekt abgehandelt. Hier geht es am Schluss darum, ein möglichst hohes Ergebnis einzufahren.

 

Meinung:

 

13 bzw. 14 Aktionen im ganzen Spiel hören sich nicht nur wenig an, das IST auch wenig. Umso wichtiger ist die sorgfältige Abwägung, welches Aktionsplättchen ich nehme und welchen Bonus ich dabei abgreife. Denn die Mitnahme von Boni ist wichtig und erleichtert das schwere Leben in der Holzverarbeitung ungemein. Gleichzeitig ist die Planung zur Erfüllung der eigenen Aufträge ein weiteres A und O von Woodcraft. Das ständige Abwägen aller Möglichkeiten in Verbindung mit dem Zeitdruck und ständiger Geldknappheit macht das Spiel zu einem Highlight für alle Brettspielexperten. Obwohl die eigentlichen Möglichkeiten gar nicht mal so megakomplex sind, macht die Verzahnung der Aktionen das Spiel zu einem Hirnverzwirbler. Vor allem dann, wenn die Grübler am Tisch ihren Mitstreitern keine Steilvorlage für deren nächsten Zug gönnen (Stichwort: Bonus). Aber keine Sorge … selbst mit Extremgrüblern artet das Ganze nicht in stundenlanger Downtime aus. Im Gegenteil. Wenn die Aktionsmöglichkeiten erstmal sitzen, spielt sich Woodcraft überraschend flott. Und dabei macht das Spiel tierisch Spaß. Zumindest den Kennern und Experten der anspruchsvollen Brettspielszene. Gelegenheitsspieler können Woodcraft natürlich auch spielen, allerdings haben sie gegen erfahrene Altfüchse zumeist keine Chance. Ich rate daher zu halbwegs ausgeglichenen Konstellationen. Dann hat jeder eine Chance und jeder seinen Spaß.

 

Sowohl die taktischen als auch die strategischen Möglichkeiten sind vielfältig und in unseren Runden hat sich erfreulicherweise auch kein reiner Königsweg herauskristallisiert. Geld ist halt ein konstantes Problem (wie im wahren Leben, HaHa). Wer bereits in den frühen Runden Siegpunkte mit Blaubeeren kauft, hat oftmals später zu wenig Kohle für andere Aktionen übrig. Andererseits generiert die Vermarktungsleiste richtig viele Punkte. Vor allem dann, wenn man sie (nach Möglichkeit) rigoros durchzieht. Alternativ kann man anfangs aber auch konsequent die eigene Werkstatt verbessern, was zusätzliche Nebenaktionen ermöglicht und das Einkommen steigert. Fast alles ist verführerisch und oftmals ist für die Aktionsauswahl der Bonus ausschlaggebend. Das haben Ross Arnold und Vladimir Suchy richtig gut hinbekommen und selbstverständlich erhöhen solche vielfältigen Strategien und Taktiken den Wiederspielreiz ungemein. Dieser ist demzufolge richtig gut.

 

Auch die Spielanleitung ist zu loben. Die Regeln sind klar beschrieben und lassen letztendlich keine Fragen offen. Nichtsdestotrotz hätte ich mir eine Übersicht / Spielerhilfe mit den Aktionsmöglichkeiten gewünscht. Und zwar in vierfacher Ausfertigung für alle Spieler. Die Regelauffrischung der letzten Seite ist zwar ganz nett, aber in den ersten Partien werden folgende Sätze immer wieder vorkommen: „wie kann ich noch mal …“ und „kann ich mal die Spielanleitung haben“. Klar, das ist bei vielen Spielen der Fall, aber eine Übersicht für jeden Spieler hat eigentlich immer geholfen und lästige Nachfragen reduziert. Aber das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Unter dem Strich ist Woodcraft ein richtig geiles Spiel.

 

Fazit:

 

Und dieses kann selbstverständlich mit besten Wissen und Gewissen weiterempfohlen werden. In meinen Gruppen war das Feedback ausschließlich positiv. Möglicherweise trifft das Cover und die Gestaltung nicht jedermanns Geschmack, aber so richtig hat sich daran keiner gestört. Der Spielspaß ist das Wichtigste, und der war bei uns allen richtig top.

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