Autor:
Stefan Feld
Spieleranzahl:
1 - 4
Alter:
ab 14 Jahren
Spieldauer:
90 - 180 Minuten
Einleitung:
In Civolution
schlüpfen 1-4 Spieler in die Rollen von Studenten an der Technischen
Schöpfungsakademie. Hier steht eine Prüfung im Fach Zivilisationsdesign an.
Verantwortlich für die Durchführung der Prüfung ist das Direktionswesen Agera.
Als Grundszenario dient ein abgeschlossener Kontinent mit humanoiden
Lebensformen. Mittels verschiedener Aktionsmöglichkeiten müssen die Spieler nun
ihre Stämme weiterentwickeln. Hierfür gibt es vielfältige Optionen, angefangen
bei Vermehrung und Ausbreitung über technischen Fortschritt bis hin zu
evolutions-biologischen Anpassungen. Wer nach vier Epochen die meisten Erfolgspunkte
erreicht hat, gewinnt die Partie.
Ablauf:
Zunächst werden die Spielpläne aufgebaut und in
die Mitte des Tisches gelegt. Der zentrale Bereich ist der Kontinent mit
zufällig ausgelegten Landschaften und Orten. An dessen linker Seite liegt der
Fortschrittsplan. Dieser enthält verschiedene Fortschrittsleisten, Auslagen und
einen Endwertungsbereich. Rechts neben den Kontinent wird der Ablaufplan
platziert, der die Spieler durch die einzelnen Phasen führt. Weiterhin gibt es
dort eine Wetteranzeige, Ereigniskarten-Felder, eine Epochenwertung und Ageras
Gunstleiste. Alle Bereiche dieser Spielpläne werden gemäß der Anleitung mit
Markern und Plättchen bestückt.
Jeder Spieler erhält ein aufklappbares
Spielertableau, das als Konsole fungiert. Die linke Seite beinhaltet Bauwerke
mit Schiffen, Zielplatinen, Farmen und Siedlungen sowie Felder für eigene
Güter. Die rechte Seite beinhaltet die Aktionsmöglichkeiten der Spieler in Form
von Aktionsplättchen. Außerdem gibt es Aussparungen für die Attribute der eigenen
Evolution sowie Ablageflächen für Würfel. Jeder Spieler startet mit fünf
verschiedenen Forschungskarten, sechs Würfeln mit jeder Augenzahl, einer
Zielplatine und Startmarkern (Güter und Attribute) gemäß der gewählten
Startmarker-Karte.
In den ersten drei Phasen einer Runde werden
neue Forschungskarten aufgedeckt und neue Ziele genommen. Außerdem erhält jeder
Spieler ein Rohstoffgut einer Landschaft, auf der er mit einem Stamm steht.
Phase 4 ist das Herzstück des Spiels, nämlich die Aktionsphase. Der aktive
Spieler nimmt sich zwei seiner Würfel und führt damit die Aktion des
dazugehörigen Aktionsplättchens aus. Diese Plättchen können im Verlauf einer
Partie verbessert werden. Um diese Rezension nicht unnötig ausarten zu lassen
wird auf das Aufzählen aller Möglichkeiten verzichtet. Es sind aber viele
Aktionen dabei die man von anderen Spielen kennt, z.B. Vermehrung, Wanderung,
Kartenausspielen, jagen um Nahrung zu bekommen etc. Liegen nur noch drei (oder
weniger) Würfel aus, so kann der aktive Spieler auch einen Reset machen. Damit
wandert der Marker der Aktionsphase weiter und der Spieler erhält seine Würfel
zurück und darf einen Marker als Nahrung oder Idee einsetzen. Mit Ideenmarkern
können Würfelzahlen erhöht oder verringert werden. Erreicht der Marker der
Aktionsphase das letzte Feld ist jeder Spieler noch einmal am Zug.
Dann folgt die Ortsphase in der bestimmte
Orte aktiv werden, sofern sie bereits entdeckt wurden. In der Ernährungsphase
müssen die eigenen Stammesmitglieder ernährt werden und jeder eigene starke
Stamm bringt einen Erfolgspunkt. Anschließend wird das aktuelle Ereignis
abgehandelt und der Wetteranzeiger angepasst. Danach erfolgt die Wertung der
aktuellen Epoche. Last not least erhalten die Spieler ihr Einkommen und die
nächste Runde / Epoche beginnt.
Civolution endet nach der
vierten Epoche. Nun erfolgt die Schlusswertung des Spiels und wer dann die
meisten Erfolgspunkte auf seinem Konto hat, gewinnt die Partie.
Meinung:
Nach Men-Nefer
ist Civolution meiner Meinung nach
ein weiteres Highlight des Jahres. Civolution
ist ein echtes „Brett“ und bietet den Spielern unzählige Möglichkeiten. Diese
vielen Facetten zu entdecken ist natürlich ein Garant für unterhaltsamen
Abwechslungsreichtum. Je nach Epochenwertung, Startkarten und Auslagen kann Civolution in gänzlich unterschiedliche
Prioritäten abdriften. Die Auslage der Landschaften spielt dabei übrigens eine
untergeordnete Rolle da anfangs sowieso nicht bekannt ist, welcher Rohstoff
unter welcher Landschaft liegt. Das erfährt man beim erstmaligen Betreten der
Landschaft. Viel wichtiger ist die Starthand der Karten und damit leiten wir
nahtlos zu einem polarisierenden Aspekt des Spiels weiter, nämlich dem
Glücksfaktor.
Civolution ist glückslastig.
Teilweise sogar hochgradig glückslastig. Das betrifft zum einen die
Würfelergebnisse und zum anderen die Handkarten. Werden beispielsweise in den
Epochenwertungen überwiegend Fortschritte aus den Bereichen Technik, Ansehen,
Wissen, Bauwesen oder Kultur gewertet, ist es extrem hilfreich, in den
entsprechenden Leisten schnell aufzusteigen. Wohl dem, der dazu die passenden
Karten hat. Pech, wenn man keine hat. In meinen Partien ist es relativ oft
vorgekommen, dass Spieler bereits nach den ersten Runden mit 30+ Punkten vorne
gelegen haben. Uff … so ein Rückstand ist schwer aufzuholen. Zumal der Aufstieg
in den ersten fünf Fortschrittsleisten auch noch Updates freischaltet was
zusätzlich die Aktionsplättchen verbessert. Natürlich kommen solch beschriebene
Situationen nicht immer vor, aber Fakt ist, dass es durchaus möglich ist. In
diesem Fall gilt wohl die alte Weisheit des großen Fußball-Philosophen Andreas
Brehme: „Haste Scheiße am Schuh, haste
Scheiße am Schuh“ :-)
Das sollte jedem Interessenten unbedingt klar
sein … Civolution ist definitiv
glückslastiger als die meisten anderen Eurogames auf Kenner- und
Expertenniveau. Aber jetzt kommt eine Überraschung. Obwohl ich grundsätzlich
kein Freund von Glücksfaktoren bin, hat mich das bei Civolution überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil … ich finde es
hier erfrischend alternativ. Denn es setzt Emotionen frei. Diese können
selbstverständlich positiv als auch negativ sein, aber es sind starke Gefühle.
Bei Veröffentlichungen wie Village, Russian Railroads oder Mombasa, die ich übrigens auch
großartig finde, spiele ich immer meinen Stiefel runter. Oftmals gewinne ich
(das soll keine Angeberei sein!) und dann freue ich mich auch, aber
letztendlich ist die Vorgehensweise immer bewährte Routine. Bei Civolution ärgere oder freue ich mich
mehr über passende Würfelergebnisse, Ortsentdeckungen oder gute Handkarten.
Alle Optionen des Spiels haben ihre
Berechtigung und ihren Sinn. Und fast alles kann zum Erfolg beitragen.
Lediglich Statuen wurden in meinen Runden selten bis gar nicht gebaut.
Irgendwie hatte keiner das Gefühl, dass diese Statuen besonders lukrativ sind.
Auf sonstige Vorlieben möchte ich jedoch nicht weiter eingehen, weil
schließlich jeder Spieler sein eigenes Faible entdecken soll.
Die Qualität des Spielmaterials ist prima,
insbesondere der Kontinent und die Vertiefungen der Konsole. Auch die
Spielanleitung ist über den grünen Klee zu loben, denn sie ist hervorragend
strukturiert und lässt keine Fragen offen. Jetzt noch eine Bewertung des
Automas V.I.C.I, dessen Aussehen frappierend an Baby Groot von den Guardians Of The Galaxy erinnert. Der
Solomodus ist gut aber etwas umständlicher als beispielsweise die Solomodi von Skymines oder Men-Nefer, die ein bisschen eleganter und zugänglicher sind. Das
Solospiel macht trotzdem jede Menge Spaß allerdings ist hier der Glücksfaktor
unter Umständen noch ausgeprägter als im Spiel im Freundeskreis.
Fazit:
Insgesamt betrachtet ist Civolution ein weiteres Eurogame-Juwel in der Biographie von Stefan
Feld. Aufgrund der Masse (44 Seiten Spielanleitung + Glossar) dauert die
Einarbeitung ins Spiel etwas länger, aber diese Zeitinvestition lohnt sich.
Denn Civolution belohnt die Spieler
mit toller Vielfalt, großen Spielspaß und sehr hohen Wiederspielreiz. Top
Veröffentlichung!