Autoren:
Jerome Cance / Laurent Kobel
Spieleranzahl:
1 - 4
Alter:
ab 14 Jahren
Spieldauer:
120 - 180 Minuten pro Kapitel
Einleitung:
Heredity
– Die Geschichte von Swan spielt in einer postapokalyptischen Welt, die von Gewalt
und Anarchie beherrscht wird. Nach dem Zusammenbruch der alten Weltordnung
konnten sich Djamal und Maeve mit ihren Kindern Selena, Brick und Swan auf das
Land zurückziehen und dort ein unbeachtetes Leben führen. Bis jetzt. Plötzlich
greift eine Gruppe bewaffneter Rotwölfe ihr Farmhaus an und für die Familie
beginnt ein verzweifelter Kampf ums Überleben.
Ablauf:
Heredity ist ein
kartenbasiertes Kooperationsspiel in dem die Spieler alle Charaktere unter sich
aufteilen. Im Solospiel muss demzufolge der Solospieler im Alleingang alle
Figuren steuern. Gespielt wird Heredity
über fünf Kapitel die eine zusammenhängende Geschichte erzählen.
Im Rahmen der Spielvorbereitung werden
zunächst alle benötigten Karten herausgesucht. 18 Basiskarten und verschiedene
Geheimniskarten kommen dabei immer zum Einsatz. Hinzu kommt ein Stapel mit
Karten des aktuellen Kapitels. Diverse Marker werden in Griffnähe bereitgelegt.
Jeder Spieler erhält die Basiskarten seines Charakters sowie die dazugehörigen
Aktionsscheiben. Drei Karten bilden den Körper eines Charakters, bestehend aus
Kopf, Rumpf und Beinen. Alle Kartenelemente beinhalten Aktionsfelder mit
verschiedenen Aktionssymbolen.
Nachdem die Vorbereitung abgeschlossen ist
wird die oberste Kapitelkarte vorgelesen. Damit erhalten die Spieler eine
Einführung in die Story und erste Anweisungen für den weiteren Aufbau (z.B.
Auslegen von Geländekarten). Ausgelegt wird außerdem die Zeitleiste. Die Karten
der Zeitleiste haben verschiedene Teilbereiche die bei Aktivierung der Karte
von oben nach unten abgehandelt werden. Dadurch wird auch die Geschichte
vorangetrieben. Ausliegende Geländekarten beinhalten verschiedene Bereiche und
verschiedene Aktionen. Beispielsweise können sich Familienmitglieder bewegen,
unterhalten, interagieren usw. Im Laufe eines Kapitels werden immer weitere
Geländekarten angelegt.
Um eine Aktion ausführen zu können muss der
aktive Spieler eine Aktionsscheibe in den passenden Slot seiner Charakterkarte
platzieren. In vielen Fällen muss des Weiteren ein Aktionsmarker vom aktuellen
Bereich entfernt werden. Anschließend wird die Karte herausgesucht die von
dieser Aktion getriggert wird. Solche Karten können evtl. der Zeitleiste
hinzugefügt werden oder sie stellen einen Gegenstand dar, der ausgerüstet
werden kann. Öfters kommt auch ein neuer Charakter ins Spiel, der den Spielern
eine neue Aufgabe (Nebenquest) stellt. Zumeist müssen solche Aufgaben erfüllt
werden damit die Familie ihrem Hauptziel folgen kann. Nachdem alle Spieler in
beliebiger Reihenfolge ihre Aktionen ausgeführt haben wird der Zeitmarker auf
die nächste Karte in der Zeitleiste bewegt. Diese Karte wird nun wie gesagt von
oben nach unten abgehandelt. Auf diese Weise schreitet der Erzählstrang voran
und neue Karten kommen mit entsprechender Anweisung ins Spiel.
Ein Kapitel endet erfolgreich wenn das
jeweilige Kapitelziel erreicht wurde. Dann können die Spieler ihren Stand
speichern. Wenn ein Familienmitglied stirbt und eine Karmakarte mit einem
Totenkopfsymbol gezogen wird, ist die Gruppe an dem Kapitel gescheitert und
muss es nochmals neu versuchen.
Meinung:
Selten hat der Begriff „Kopfkino“ so gut
gepasst wie bei Heredity – Die
Geschichte von Swan. Die Story wird über die Karten ausgezeichnet
beschrieben und triggert lebhaft die Vorstellungskraft der Spieler. Ergo: man
sieht quasi einen Blockbuster vor dem inneren Auge ablaufen. Das ist super und
einer von vielen positiven Aspekten der Veröffentlichung. Eine weitere
Assoziation, die sich hier tatsächlich anbietet, ist die Ähnlichkeit zu einem
Action Adventure wie beispielsweise Alone
In The Dark. Analog zu einem PC Game müssen die Familienmitglieder einem
Story-Strang folgen und dabei Entscheidungen treffen, manchmal
Gegenstände/Personen kombinieren und natürlich auch kämpfen. Ein Kampf erfolgt
in der Regel mit einer Waffe in Kombination mit gezogenen Modifikationskarten.
Generell fällt auf, dass viele Elemente von anderen Spielen inspiriert wurden.
Das Anlegen der Geländekarten erinnert an 7th
Continent, die Modifikationskarten an Gloomhaven
usw. Dabei ist jedoch ausdrücklich zu erwähnen, dass Heredity kein Plagiat anderer Mechanismen ist, sondern beliebte
Elemente geschickt zu einem eigenständigen Spiel verbindet.
Wer storygetriebene Veröffentlichungen und
Entdeckungen mag wird bei Heredity
mit großem Spielspaß belohnt. Die Geschichte ist abwechslungsreich, spannend,
super erzählt und ab Kapitel 4 extrem überraschend. Mehr wird inhaltlich aus
Spoilergründen nicht verraten. Das reine Spielprinzip ist leicht zugänglich und
nicht besonders komplex. Daher können auch erfahrene Kinder mitspielen obwohl
die Kategorisierung als Experte eingestuft ist.
Heredity
– Die Geschichte von Swan benötigt relativ viel Platz auf dem Tisch und damit
einhergehend auch Organisationstalent und gute Überblickfähigkeiten. Ich habe
das Spiel zunächst solo angespielt und aufgrund der vielen ausliegenden Karten
manchmal fast den Überblick verloren. In der großen Gruppe zu viert hat mit Heredity ehrlich gesagt besser gefallen
weil ich mich dann auf einen einzigen Charakter konzentrieren konnte.
Persönlicher Hinweis: das ist natürlich sehr subjektiv (ich spiele auch Zombicide oder Deep Madness ungern solo, weil man da ebenfalls mehrere Charaktere
steuern muss).
Heredity beinhaltet einige
(wenige) Fehler, daher empfehle ich dringend, vor dem Beginn der Kampagne die
Errata runterzuladen und bereit zu legen. Betroffen sind im Übrigen nur die
Kapitel 2 und 5. Die Spielanleitung an sich ist sehr gut geschrieben und lässt
keine Fragen offen. Das gilt jedoch nicht uneingeschränkt auch für die
Erzählkarten bzw. Deckkarten. Beispiel: die Kapitel 1 und 5 bilden einen
Ereignisstapel. Es wäre sinnvoll gewesen, wenn die Anweisungskarten explizit gesagt
hätten, dass sie diesen Stapel bilden und dass die gezogenen Ereigniskarten
unter dieses Deckblatt gelegt werden sollen. Die Illustration der Karten ist
okay und zweckdienlich. Optische Meisterwerke wie bei Unheil über Kilforth darf man jedoch nicht erwarten.
Heredity
– Die Geschichte von Swan ist auch keine epische Kampagne wie Tainted Grail oder Etherfields.
Nach fünf Kapiteln ist Ende-Gelände und der Wiederspielreiz ist ehrlich gesagt
nicht übermäßig hoch. Vielleicht kann man Heredity
noch einmal in ein paar Jahren durchspielen (evtl. mit anderen Entscheidungen)
aber ein Dauerbrenner ist die Veröffentlichung sicherlich nicht.
Fazit:
Genau das führt mich auch zu dem Schluss,
dass ich Heredity nicht die
Höchstnote geben kann. Das Spiel ist prima, hat Spaß gemacht und ist
ausnahmslos in der gesamten Gruppe gut angekommen. Aber es ist kein Spiel bzw.
keine Kampagne, die mehrfach gezockt wird. Ich kann mir aber vorstellen, dass
es in Zukunft möglicherweise Erweiterungen oder Fortsetzungen geben wird, und
diese würde ich dann natürlich sehr gerne spielen. Alles in allem also eine klare
Weiterempfehlung mit der Einschränkung, dass Heredity nicht mehrfach auf den Tisch kommt.