Autoren:
German P. Millan / Laura Bevon
Spieleranzahl:
1 - 4
Alter:
ab 12 Jahren
Spieldauer:
60 - 120 Minuten
Einleitung:
Men-Nefer wurde ca.3100 Jahre
vor unserer Zeitrechnung gegründet und war für 9 Dynastien die Hauptstadt des
Alten Ägyptens. Im gleichnamigen Brettspiel erfüllen 1-4 Spieler verschiedene
Aufgaben, die für die damalige Kultur üblich waren, z.B. Einbalsamierungen,
Handel, das Errichten von Sphinxen u.v.m. Zusätzlich sollten sich im Spiel das
irdische Leben und die geistige Vorbereitung auf das Jenseits konstant
annähern. Wer nach dem dritten Zeitalter die meisten Siegpunkte erreicht hat,
gewinnt das Spiel.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte
gelegt und mit allen Materialien auf den entsprechenden Feldern bestückt. Jeder
Spieler erhält ein eigenes Spielertableau (= Verwaltungstafel) und bereitet
dieses mit den Utensilien seiner Farbe vor. Jedem Spieler werden nun drei
Aktionsplättchen ausgeteilt. Die verbliebenen Plättchen werden als Nachschub
auf dem Spielplan ausgelegt.
Men-Nefer verläuft über drei
Runden (= drei Zeitalter). Am Ende jeder Runde erfolgt eine Wertung. Im
Gegensatz zu vielen anderen Spielen gibt es nach der letzten Wertung keine
weitere Schlusswertung. Um den Rahmen dieser Rezension nicht zu sprengen werden
nur die grundlegenden Abläufe kurz angerissen aber nicht alle Feinheiten in
allen Details vorgestellt. Dann würde dieses Review zu lange dauern.
Der obere Teil des Spielplans zeigt eine
Leiste, die links mit einem Herz und rechts mit einer Feder begonnen wird.
Beide Faktoren nähern sich im Verlauf einer Partie an. Bei den Wertungen der
Zeitalter zählt die Differenz der Positionen als Minuspunkte oder Pluspunkte.
Weitere zentrale Bereiche des Spielplans sind die Nekropole, ein Steinbruch mit
zwei Pyramidenbereichen, Feldern für Sphinxe, der Nil mit anliegenden
Handelsstädten, ein Tempel und ein Obelisk. In der Mitte des Spielplans
befinden sich die Lehnshäuser sowie die Plättchenfelder für den Nachschub inkl.
zugeordneter Aktionen.
In der Aussaat Phase jeder Runde führen die
Spieler reihum neun Aktionen aus. Dazu platzieren sie einen Lehrling auf die
Sonnenseite eines Lehnshauses und führen dabei die Aktionen des
Aktionsplättchens aus, das dem Lehrling auf dem Spielertableau zugeordnet war.
Das Plättchen wird dann abgelegt. Jeder Spieler hat drei Lehrlinge, also kann
so ein Vorgang dreimal ausgeführt werden. Befinden sich bereits andere
Lehrlinge im entsprechenden Teil des Lehnshauses müssen die Spieler mit Nahrung
bezahlen um sich dazustellen zu dürfen. Eine andere Aktionsmöglichkeit, die
natürlich ebenfalls dreimal ausgeführt nehmen kann, ist das Nehmen eines
ausliegenden Aktionsplättchens vom Nachschub. Auch hierbei wird eine Aktion
ausgelöst. Die letzte Möglichkeit ist das Verschieben eines Lehrlings von der
Sonnenseite auf die Mondseite eines Lehnshauses was ebenfalls eine Aktion
auslöst. Nachdem jeder Spieler seine neun möglichen Aktionen ausgeführt hat
erfolgt die Wertung des Zeitalters. Zu Beginn des nächsten Zeitalters werden die
Lehrlinge auf das eigene Spielertableau zurückgenommen.
Mittels der Aktionen kann man Handel auf dem
Nil betreiben, Mumien in der Nekropole platzieren und mit den eigenen
Priesterinnen Opfer im Tempel erbringen und damit evtl. auch den Obelisk höher
zu erklimmen. Oder man beteiligt sich am Bau einer Pyramide oder setzt bereits
gemeißelte Sphinxe ein. Zumeist bewegt man mit seinen Aktionen einen Marker von
sich auf einer Leiste weiter. Bei den Wertungen der drei Zeitalter werden
sämtliche Leisten berücksichtigt. Men-Nefer
endet nach der dritten und gleichzeitig letzten Wertung. Der Spieler mit den
meisten Punkten hat dann gewonnen.
Im Solospiel tritt der Spieler gegen den
Automa Imhotep an. Dessen Aktionen werden durch seine eigenen Imhotep-Plättchen
ausgelöst. Um die Schwierigkeit anzupassen gibt es zwei kleine Stellschrauben,
die optional verwendet werden können.
Meinung:
Sehr geil! Für mich ist Men-Nefer jetzt schon ein Highlight des Jahres und rechtfertigt in
jeder Hinsicht eine bedenkenlose Weiterempfehlung.
Insbesondere bei der ersten Partie fühlt man
sich von der Fülle an Möglichkeiten und Symbolen ein bisschen überfordert, aber
nach ein paar weiteren Durchgängen hat man alles locker verinnerlicht. Dann ist
der spielerische Aspekt zwar immer noch anspruchsvoll aber gar nicht mehr so
komplex wie anfangs gedacht. Entscheidend ist das Verständnis für die
Verzahnungen und Kombinationsmöglichkeiten, die Men-Nefer den Spielern bietet. Und genau das macht Men-Nefer zu einem großartigen und
abwechslungsreichen Spiel. Die zugelosten Anfangs-Aktionsplättchen geben zwar
eine große Richtung vor, aber bereits beim Nehmen der Plättchen vom Nachschub
für das nächste Zeitalter kann der Schwerpunkt komplett verschoben werden. Das
Schöne bei Men-Nefer ist, dass wirklich
alle Bereiche des Spielplans ihre Vorteile haben und kein einziger Teil
überflüssig ist.
Nichtsdestotrotz hat jeder Spieler
möglicherweise seinen bevorzugten Bereich und ich bin mir nicht ganz sicher, ob
es nicht doch einen vermeintlichen Königsweg gibt. Natürlich werde ich diese
Vorgehensweise an dieser Stelle nicht verraten. Schließlich soll jeder Spieler
die Möglichkeiten und Aspekte des Spiels selbst ausloten. Außerdem ist es
manchmal gar nicht möglich, konsequent den immergleichen Weg zu gehen. Dazu
braucht es neben den passenden Aktionsplättchen auch eine passende Strategie
der Mitstreiter. Wenn die sich frühzeitig ebenfalls in den (vermeintlich)
lukrativsten Lehnshäusern breit machen wird es auf Dauer einfach zu teuer, sich
immer dazu zu gesellen. Dementsprechend sollte man immer offen für alle
Möglichkeiten sein und auch mal Strategien ausprobieren die man normalerweise
lieber umgeht.
Auch solo macht Men-Nefer großen Spaß. Der Automa Imhotep ist definitiv keine
Laufkundschaft und als unerfahrener Novize wird man oftmals sogar gegen ihn
verlieren. Da kommt es halt sehr darauf an, welche Aktionen Imhotep ausführt
und wie er die Platzierung seiner Sarkophage, Sphinxen und Opfergaben
auswürfelt. Wenn man Pech hat bekommt Imhotep bereits von der ersten Runde an
relativ viele Punkte und kumuliert kann das sogar gegen einen erfahrenen
Spieler reichen.
Die Materialqualität und die Optik von Men-Nefer sind ebenfalls klasse. Das
gilt auch für die hervorragend verfasste Spielanleitung und für die Ikonographie
/ Symbolik, welche sehr zugänglich und leicht verständlich ist. Außerdem gibt
es dazu eine tolle Übersicht, die alle Aktionen sehr gut erklärt. Das einzig Nervende
ist das Stapeln der Tokens und der Pyramidenteile. Diese Stapel können leicht
umfallen aber das ist natürlich Jammern auf höchstem Niveau. Wenn einem
Rezensenten sonst nichts Negativs einfällt, dann spricht das wohl eine klare
Sprache und zeigt deutlich, wie gut das Spiel konzipiert ist.
Fazit:
Wie bereits gesagt … Men-Nefer ist eine rundum gelungene Veröffentlichung und ein
Leckerbissen für alle Eurogame-Kennerspieler und Experten. Definitiv eine
Weiterempfehlung wert.