Autor: Gerard
Ascensi / Ferran Renalias
Spieleranzahl:
1 – 4
Alter:
ab 12 Jahren
Spieldauer:
90 Minuten
Einleitung:
Wir schreiben das Jahr 1791. Wolfgang Amadeus
Mozart ist gestorben bevor er sein letztes Werk fertigstellen konnte. Seine
Witwe Constanze beauftragt die großzügigsten Mäzene ihres Gatten, um das
Lacrimosa des Requiems in D-Moll zu vollenden. Diese Mäzene sind wir. 1 – 4 Spieler
versuchen durch diverse Aktionen die meisten Siegpunkte zu ergattern, um so der
bedeutendste Förderer dieses musikalischen Genies zu werden.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte
gelegt und mit allen benötigten Materialien (Marker, Plättchen, Karten)
bestückt. Die restlichen Utensilien wie Geld und Ressourcen bzw. Story-Scheiben
werden neben dem Hauptplan bereitgelegt. Jeder Protagonist erhält ein eigenes
Spielertableau inkl. Marker, seine Startkarten und abhängig von der
Spielerposition 10 oder 11 Dukaten (Spieler 3+4 auch einen Start-Siegpunkt).
Lacrimosa verläuft über fünf
Runden (= Epochen). Jede Runde ist aufgeteilt in eine Hauptphase und eine
Verwaltungsphase. In der Hauptphase führen die Spieler reihum ihre Aktionen
aus. Als erstes ziehen sie Erinnerungskarten vom eigenen Deck bis sie vier
Karten auf der Hand haben. In einem Spielzug wählt der aktive Spieler zwei
Karten aus. Eine Karte schiebt er in den oberen Slot seines Tableaus und die
andere Karte in den unteren Slot. Mit der oberen Karte wird eine Aktion
ausgelöst, die untere Karte liefert Einkommen für die nächste Runde / Epoche.
Folgende Aktionen stehen den Spielern zur Verfügung:
- Erinnerungen
aufschreiben
Der Spieler kauft
eine Erinnerungskarte von der Auslage und bezahlt mit Dukaten und Storypunkten.
Diese Karte ersetzt die Karte des unteren Slots, die sofort aus dem Spiel
kommt.
- Opus in Auftrag geben
Der Spieler kauft
eine Opus-Karte von der Auslage und bezahlt die Kosten mit Dukaten und
Talent-Storypunkten. Er erhält die angegebenen Siegpunkte und legt die gekaufte
Opus-Karte vor sich ab.
- Opus aufführen oder
verkaufen
Der Spieler wählt eine
seiner Opus-Karten und führt sie entweder auf oder er verkauft sie. Verkaufte
Karten kommen aus dem Spiel. Aufgeführte Karten können in der nächsten Runde
wieder verwendet werden.
- Reisen
Der Spieler zieht mit
der Mozart-Figur auf ein beliebiges Ziel und bezahlt die Reisekosten in
Dukaten. In Städten führt er die entsprechende Aktion aus. In Königshöfen
ebenfalls und er nimmt zusätzlich dieses Königshof-Plättchen an sich. Darauf
befinden sich Aufträge, deren Erfüllung in der Schlusswertung weitere Siegpunkte
einbringen.
- Am Requiem arbeiten
Der Spieler platziert
gegen Abgabe von Dukaten und Kompositions-Storypunkten einen Noten-Marker
passend auf den Spielplan. Er erhält eine einmalige Belohnung und schaltet ggf.
weiteres Einkommen für die Verwaltungsphase frei. Ausliegende Noten-Marker bringen
außerdem in der Schlusswertung zusätzliche Siegpunkte.
Nachdem jeder Spieler vier Aktionen
ausgeführt hat endet die laufende Runde. Je nach gespielten Aktionen gibt es
einen Epochenbonus und die Spieler erhalten ihr Einkommen für die nächste Runde
anhand der unteren Kartenslots plus evtl. Einkommen für die Arbeiten am
Requiem. Anschließend werden die Reiseplättchen aufgefrischt und die
Kartenauslage für die neue Epoche aktualisiert. Der Startspieler-Marker wandert
weiter und die nächste Runde beginnt.
Lacrimosa endet nach der
fünften Epoche. Dann erfolgt die Schlusswertung. Die Spieler erhalten jetzt
noch ihre Punkte für erfüllte Königshof-Plättchen und ihre Arbeit am Requiem.
Verbliebenes Geld und Storypunkte sind ebenfalls noch ein paar Siegpunkte wert.
Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen
Meinung:
Primär ist Kosmos für Familienspiele und
gehobene Familienspiele bekannt, aber in der Vergangenheit hat der Verlag auch
sehr gute reinrassige Kennerspiele herausgebracht (z.B. Helvetia, Nauticus, Die Tore der Welt…). Lacrimosa ist ebenfalls ein lupenreines
Kennerspiel, und zwar ein verdammt gutes!
Beim ersten Durchlesen der Anleitung wirkt
die Veröffentlichung sogar komplizierter als sie letztendlich ist, und damit
sind wir auch schon bei einem der wenigen Kritikpunkte am Spiel. Die Regel ist
sicherlich nicht schlecht geschrieben und sie lässt auch keine Fragen offen,
aber die Struktur ist ein bisschen umständlich konzipiert. Hinzu kommen
Begrifflichkeiten, die zwar thematisch passen, aber zumindest ungewohnt sind.
Beispiel: im gesamten Regelwerk kommt kein einziges Mal der Begriff
„Ressourcen“ vor. Es wird von Anfang an immer von Story-Punkten gesprochen. De
facto sind diese Story-Punkte aber klassische Ressourcen. Meiner Meinung nach
hätte man das in einem Nebensatz erwähnen können, denn dann würde sich die
Anleitung leichter zugänglich lesen lassen. Aber wie gesagt … thematisch passt
es so besser.
Sobald die Regeln erstmal verinnerlicht
wurden, spielt sich Lacrimosa
flüssig und problemlos. Das heißt aber nicht, dass die Spielzüge einfache
Selbstläufer sind. Ganz im Gegenteil. Die Spieler müssen sich schon sehr genau
überlegen, welche Aktion sie zu welchem Zeitpunkt ausführen wollen. Und welche
Karte sie dabei in den unteren Slot legen! Denn die dazugehörige obere Aktion
kann in dieser Runde dann natürlich nicht mehr verwendet werden. Alle Aktionen
sind in den Startkarten zwar zweimal vertreten, aber manchmal möchte man eine
Aktion halt doppelt in einer Runde ausführen. Also Augen auf bei der Positionierung.
Wichtig und sinnvoll sind übrigens durchweg alle Aktionsmöglichkeiten. Ich empfehle,
sich möglichst breit aufzustellen und nach Möglichkeit die besten Optionen
mitzunehmen (z.B. beim Reisen ein paar Aufträge, die idealerweise mit den
Arbeiten am Requiem einhergehen).
Macht das Ganze Spaß? Ja, definitiv! Lacrimosa kann jedem Kennerspieler ans
Herz gelegt werden. Wer Spiele wie Newton
und Konsorten mag, der wird auch Lacrimosa
lieben. Der Solomodus der Veröffentlichung ist ebenfalls zu loben. Der
Solospieler tritt hier gegen einen Automa an, für den in seinem Zug Karten
aufgedeckt werden. Der Schwierigkeitsgrad ist einstellbar auf Leicht,
Anspruchsvoll und Schwer. Genauso wie ein Spiel gegen Mitspieler macht der
Solomodus Freude und ist abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad nicht
locker-leicht zu gewinnen.
Hinsichtlich der Optik sind die aufklappbaren
Spielertableaus zweifellos die Eye-Catcher. Diese Double-Layer Tableaus sind
qualitativ hochwertig und machen echt was her. Die restliche Aufmachung
(Hauptspielplan, Karten, Marker…) finde ich persönlich weder hübsch noch
hässlich, sondern im durchschnittlichen Mittelmaß angesiedelt. Aber Optik ist
bekanntlich immer Geschmackssache. Die Symbolik ist problemlos verständlich,
besonders wenn man das Spiel schon mal gespielt hat.
Fazit:
Unter dem Strich ist Lacrimosa ein gutes bis sehr gutes Spiel geworden, das eine
Weiterempfehlung absolut verdient. Eurogame-Kennerspieler kommen hier voll auf
ihre Kosten. An die oberste Elite dieses Genres kommt Lacrimosa jedoch nicht ganz heran, und deshalb bleibe ich auch
knapp unter der Höchstpunktzahl. Der Weiterempfehlung tut das aber keinen
Abbruch.