Autoren:
Kristian A. Ostby / Helge Meissner / Anna Wermlund / Eilif Svensson
Spieleranzahl:
1 - 4
Alter:
ab 12 Jahren
Spieldauer:
90 - 120 Minuten
Einleitung:
Revive ist ein
Zivilisationsspiel, in dem jeder Spieler einen individuellen Stamm
repräsentiert. Anfangs ausgehend vom Abgrund breiten sich die Völker sukzessive
auf der Oberfläche der Erde aus, indem sie vereiste Welten erkunden, Gebäude
errichten und Städte bevölkern. Dabei schalten die Protagonisten hilfreiche
Maschinen sowie verschiedene Technologien frei. Außerdem werben die Spieler im
Laufe der Partie neue Gefolgsleute an, und das Zusammenspiel all dieser
Faktoren führt am Ende für den erfolgreichsten Stamm zum Sieg mittels der
meisten Siegpunkte
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte
gelegt und mit allen Gebietsplättchen bestückt. Lediglich die fünf Startgebiete
liegen offen aus, alle anderen Gebiete sind verdeckt. Die sonstigen
Spielmaterialien werden bereitgelegt (Bürgerkarten, Maschinenplättchen,
Slot-Modul-Plättchen usw.). Jeder Spieler erhält ein eigenes Spielertableau und
ein Set von sechs Startkarten (Bürgerkarten). Die Felder der Maschinenleisten
und die fünf Plätze des Stammestableaus werden mit Fortschrittsmarkern bedeckt.
Last not least gibt es eine zufällige Artefaktkarte mit Sonderaufträgen, die
Startressourcen und eine Energie. Dann kann es auch schon losgehen.
In seinem Zug kann der aktive Spieler
entweder ein oder zwei Aktionen ausführen oder überwintern. Folgende
Aktionsmöglichkeiten stehen den Spielern zur Verfügung:
- Karte spielen
- Den Schalter
nutzen
- Verdeckte
Gebiete erkunden
- Ein Ortsfeld
bevölkern
- Ein leeres
Wüstenfeld bebauen
Zusätzlich zu diesen Hauptaktionen können die
Spieler auch diverse Nebenaktionen ausführen wie eine Maschine aktivieren, eine
Kiste öffnen oder einen Kristall in eine andere Ressource umtauschen.
Eine Karte wird immer aus dem aktiven Bereich
ausgespielt. Dazu wird sie in einen freien Slot geschoben und der obere bzw.
untere Effekt wird ausgeführt. Liegen bereits farblich passende Karten mit
Slotsymbol und/oder Slot-Module aus, so werden deren Effekte ebenfalls
aktiviert. Oftmals erhält man Ressourcen, aber es gibt auch Umtauscheffekte
oder die Aktivierung der eigenen Stammesfähigkeit usw. Mit der Nutzung des Schalters
erhält man im Grundspiel eine Ressource seiner Wahl. Durch die Kampagne werden
jedoch diverse Sonderregeln optional freigeschaltet. Dadurch wird im Falle des
Schalters die Aktion stärker (aus Spoilergründen wird der optionale Effekt
nicht beschrieben). Das Erkunden verdeckter Gebietsplättchen erfordert Getreide
und ggf. auch Bücher. Dadurch erhält man neue Karten von der Auslage sowie
sofortige Siegpunkte. Das entdeckte Gebiet wird dann umgedreht und offen
angelegt. Durch die Bevölkerung von Orten schalten die Spieler Technologien
ihres Stammestableaus frei, außerdem sind eingesetzte Figuren am Schluss
Siegpunkte wert. Baut ein Spieler ein Gebäude auf einem leeren Wüstenfeld,
rückt er auf seiner entsprechenden Maschinenleiste voran. Dabei werden ggf.
Fortschrittsmarker vom Maschinenfeld entfernt und auf das Tableau gelegt. An
bestimmten Stellen werden auch Maschinen freigespielt, die ab sofort genutzt
werden können. Für die Aktionen Bauen, Bevölkern und Erkunden gilt, dass
Entfernungen zu eigenen Figuren oder Gebäuden mit Getreide bezahlt werden
müssen.
Wer keine Aktion ausführen kann oder nicht
ausführen will, der muss überwintern. Dieser Spieler erhält jetzt all seine
Energie zurück, die er für seine Maschinenaktivierung verwendet hat. Alle
Karten im Ruhebereich wandern in den aktiven Bereich und die ausgespielten
Karten werden von den Slots in den Ruhebereich verschoben. Das
Schalterplättchen wird reaktiviert und der Überwinterungsmarker wird ein Feld
hochgeschoben. Im Verlauf des Spiels erhalten die Spieler immer mal wieder neue
Energie, Artefakte und Kisten mit unterschiedlichen Effekten. In der
Schlusswertung werden u.a. die Punkte auf der Fortschrittsleiste,
freigeschaltete Technologien, Punkte von großen Orten und Spielende-Kartenboni
hinzugezählt. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.
Hinweis: Revive
kann auch als Kampagne gespielt werden. Hierbei kommen sukzessive neue Regeln
hinzu. Im Solospiel geht es um die Steigerung des eigenen Highscores, außerdem
gibt es eine Bewertung anhand des erspielten Ergebnisses.
Meinung:
Im Internet wird Revive frenetisch abgefeiert, und diesen Lobeshymnen kann ich mich
zum Großteil anschließen. Es gibt meiner Meinung nach aber auch verschiedene
Kritikpunkte, auf die ich später zu sprechen komme. Fangen wir jedoch mit dem
Positiven an.
Obwohl Revive
die Bezeichnung „Expertenspiel“ trägt ist die Veröffentlichung erstaunlich
leicht zugänglich. Die Regeln halten sich in überschaubaren Grenzen und bieten
trotzdem jede Menge Grübelpotential. Von den fünf Hauptaktionen sind Erkunden,
Bevölkern und Bauen zweifellos am interessantesten. Vor allem das Bauen ist mMn
eminent wichtig. Das Voranschreiten auf den Maschinenleisten ist fast schon
Pflicht, denn dadurch spielt man Maschinen frei und generiert natürlich Siegpunkte
am Schluss (plus Erhalt von Energie und Artefakten bei verschiedenen Stufen).
Je früher, desto besser. Andererseits sind einige Technologien mittels
Bevölkern ebenfalls superwichtig. Kommt auch auf den Stamm und dessen
individuelle Vorteile an. Besonders in Zusammenhang mit bereits errichteten
Gebäuden ist das Erkunden wichtig. Schließlich darf man das erkundete Gebiet
nach Belieben anlegen, was wiederum einen weiteren Fortschritt auf den
Maschinenleisten ergeben kann. Außerdem gibt es Siegpunkte und neue Karten von
der Auslage. Die Abwägungen dieser Möglichkeiten machen tierisch Spaß ohne aber
dabei das Gehirn zu überfordern.
Neben der tollen Spielmechanik ist auch die
Spielanleitung in höchsten Tönen zu loben. Alle Möglichkeiten werden perfekt
erklärt sowie kurz und knackig mit guten Beispielen erläutert. Da bleiben keine
Fragen offen. Aber Achtung – dies gilt wohlgemerkt für den Text und die
Struktur der Spielregel. Nicht für die Symbolik / Ikonografie! Ein weiteres Lob
gebührt der Materialqualität der Tableaus und den optionalen Regeln, die nach
Belieben hinzugefügt werden können. Vor allem die optionale Schalterregel würde
ich immer dazu nehmen. Auch die Rückseiten der Spielertableaus mit dem
Mondsymbol würde ich zur Auswahl offenlassen. Diese sind zwar teilweise schwerer
zu spielen, aber es gibt bestimmt genug Leute, denen es so besser gefällt.
Spielerisch bekommt Revive von mir einen klaren „Daumen hoch“. Die Züge gehen leicht
von der Hand, machen Spaß, erfordern Hirnschmalz und arten dabei nie in Arbeit
aus. Klare Empfehlung für alle Kennerspieler und Experten.
Nichtsdestotrotz gibt es aber auch ein paar
Punkte, die mir nicht so gefallen haben. Da wäre zum einen die Ikonografie. Ja,
ein paar Grafiken sind selbsterklärend, aber es gibt auch viele Symbole, die nachgeschlagen
werden müssen. Diesbezüglich hätte ich mir lose Kurzregeln für alle Spieler
gewünscht. Wohlgemerkt mit Symbolerläuterungen! Es gibt zwar vier kleine Karten
mit den fünf Hauptaktionsmöglichkeiten, aber diese Kärtchen sind in dieser
Weise echt überflüssig. Ergo: im Laufe einer Partie wird folgender Satz öfters
fallen: „Gib mir mal bitte die
Spielanleitung“. Oder alternativ die klassische Frage an den Erklärbär: „Was bedeutet das“?
Auch die Anordnung der Maschinenleisten ist nicht
gerade ideal gelöst. Man muss schon genau hinschauen, um wichtige Schnittpunkte
nicht zu übersehen. Als nächstes kommen die Farben hinzu. Die pastellfarbenen
Spielermaterialien und Marker sind nicht gerade ein Augenschmaus und ähneln
sich zu sehr. Ich kenne mich gesundheitlich überhaupt nicht aus, aber ich kann
mir vorstellen, dass farbenblinde Personen damit ein echtes Problem haben.
Kommen wir nun zu den letzten beiden
Kritikpunkten. Ein subjektiver Kritikpunkt ist, dass die Völker meiner Meinung
nach unterschiedlich stark sind. Einige Stämme sind einfach leichter zu spielen
mit besseren Individualvorteilen. Aber zum Glück sind die Unterschiede relativ
gering. Eine so eklatante Balanceungleichheit wie z.B. bei Marco Polo 2 gibt es
Gott sei Dank nicht. Die letzte Kritik gilt der Kampagne. Ich bin grundsätzlich
ein großer Freund von Kampagnen, aber das hier ist für die Füße. Eigentlich ist
sie gut gemeint und funktioniert beim ersten Mal auch, aber freigespielte
Materialien haben keine entsprechende Kennzeichnung. Die kommen dann größtenteils
einfach zu den Basismaterialien dazu. Auf diese Weise kann die Kampagne also
nicht mit einer anderen Gruppe wiederholt werden, es sei denn, die besonderen
Stanzbögen wurden vorher fotografiert und die entsprechenden Teile werden
wieder herausgesucht. Sorry, aber das ist nicht gut durchdacht. Empfehlung
meinerseits: sucht Euch die optionalen Regeln aus den Kampagnenkarten heraus
und vergesst die Kampagne.
Fazit:
Obwohl die Kritikpunkte relativ viel Platz im
Meinungsblock in Anspruch genommen haben, ist Revive ein tolles Spiel und definitiv eine Weiterempfehlung wert.
Aufgrund der Kritikpunkte kann ich allerdings nicht die Höchstpunktzahl
vergeben.