Autor: Ole Steiness
Spieleranzahl: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 – 90 Minuten
Einleitung:
Nach dem Tod des Jarls von Trondheim sind die Stadt und das
Umland in einen katastrophalen Zustand verfallen. Fürchterliche Kreaturen
terrorisieren die Bewohner Midgards und greifen Dorfbewohner, Reisende und
Händler gleichermaßen an. Um neuer Herrscher zu werden wetteifern zwei bis vier
Spieler um den höchsten Ruhm. Denn nur der ruhmreichste Wikingeranführer ist würdig,
neuer Jarl von Midgard zu sein.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit
allen benötigten Utensilien bestückt. Entgegen der ausgelosten Spielerreihenfolge
wählen die Protagonisten nun ein Anführertableau aus und erhalten ihr Startkapital
(Nahrung, Holz, Münze, Gunstmarker, Schwertkämpfer) sowie eine Schicksalskarte.
Jeder Anführer besitzt einen individuellen Vorteil.
Champions of Midgard verläuft über acht Runden, die
jeweils in verschiedene Phasen unterteilt sind. Zunächst wird die aktuelle
Runde vorbereitet, indem neue Karten ausgelegt und Ressourcen auf ihren Feldern
hinzugefügt werden. Anschließend folgt die Arbeitereinsatzphase, in der die
Spieler reihum ihre Arbeiter auf die Felder des Spielplans platzieren. Blaue
und braune Standorte werden sofort abgehandelt. Auf diesen Orten erhalten die
Spieler zumeist Rohstoffe oder Würfel. Die Würfel stehen für Axt-, Schwert- und
Speerkämpfer (je nach Farbe des Würfels). Die Kämpfer werden später eventuell
in der Kampfphase benötigt. Rote Standorte markieren Felder, auf denen es
später zum Kampf kommt. Auf diesen Feldern werden Trolle, Draugr und Monster
bekämpft sowie Wild gejagt.
Nachdem alle Spieler ihre Arbeiter eingesetzt haben, werden
auf Kampffeldern beliebig viele Kämpfer (Würfel) eingesetzt. In einer
vorgegebenen Reihenfolge werden dann die Kampforte abgehandelt. Kreaturen haben
einen Angriffs- und einen Verteidigungswert. Der aktive Spieler würfelt seine
Kriegerwürfel und vergleicht dann die Treffer und Schilde seines Würfelergebnisses
mit den Monsterwerten. Hinweis: die Kreatur greift gleichzeitig an und
verursacht Schaden in Höhe ihres Wertes. Gewürfelte Schildsymbole negieren den
Angriff. Für besiegte Kreaturen erhalten die Spieler Ruhmespunkte und ggf.
weitere Belohnungen. Wer den Troll besiegt darf einen Schande-Marker abgeben
und einem Mitstreiter eine Schande aufhalsen. Um größere Monster zu bekämpfen
müssen die Helden mit Schiffen zu fernen Ufern segeln. Dabei kann es zu
unheilvollen Zwischenfällen kommen, und außerdem besitzt jedes Schiff nur eine
bestimmte Kapazität für Krieger und Nahrung.
Nachdem alle Kämpfe abgehandelt wurden beginnt die nächste
Runde. Das Spiel endet nach dem achten Durchgang mit der Schlusswertung, in der
die Spieler noch Bonuspunkte für erfüllte Schicksalskarten, besiegte Kreaturen
usw. erhalten. Schande führt zum Punkteabzug. Der Spieler mit den meisten
Ruhmespunkten hat dann gewonnen und wird neuer Jarl von Trondheim.
Meinung:
Champions of Midgard ist ein Hybrid aus Eurogame und
Amitrash, und von dieser Sorte gibt es herzlich wenig Spiele. Und die
Kombination aus Workerplacement-Ressourcenbeschaffung mit Monsterbekämpfung ist
mir eigentlich nur von Dungeon Lords
bekannt (allerdings sind da die Mechanismen gänzlich anders gelagert). Insofern
ist Champions of Midgard eine
ziemlich originelle Veröffentlichung, bei der das Thema auch nicht seelenlos
übergestülpt ist, sondern stimmig in Szene gesetzt wurde.
Obwohl es viel zu erklären gibt ist Champions of Midgard kein allzu komplexes Spiel. Die Möglichkeiten
sind überschaubar und letztendlich ist der Hauptstrang einer Strategie
vorgegeben. Nämlich Ressourcen sammeln um diese dann sinnvoll für geplante
Kämpfe einzusetzen. Nichtsdestotrotz gibt es keinen eindeutigen Königsweg zum
Spielsieg. Um Kämpfe kommt man natürlich nicht herum, aber auch der Erwerb von
Runenkarten ist absolut lohnenswert. Zum einen sind die Vorteile nicht zu
unterschätzen und zum anderen geben die Karten am Schluss auch noch ein paar
Ruhmespunkte, die sich durchaus summieren. Auch Schicksalskarten können viele
Punkte einbringen, allerdings ist hier der Glücksfaktor relativ hoch.
Und wo wir schon beim Glücksfaktor sind – dieser wird bei Champions of Midgard generell sehr groß
geschrieben. Selbst mit einer mächtigen Kriegerschar ist man beim Würfeln nie
auf der sicheren Seite. Natürlich erhöht der Einsatz mehrer Axtkämpfer die
Erfolgswahrscheinlichkeit, aber trotzdem sind auch Fehlwürfe möglich. Das muss
jedem Interessenten bewusst sein. Champions
of Midgard ist kein hundertprozentig berechenbares Euro-Kampfspiel, sondern
eine VÖ, die auch vom Glück lebt. Die Erweiterungen sollen diesen Glücksfaktor
reduzieren, aber dazu kann ich nichts sagen, weil ich nur das Grundspiel
gespielt habe.
Und das hat mir durchaus Spaß gemacht. Sogar verdammt viel
Spaß :-)
Allerdings erhöht sich der Spielspaß mit der Spieleranzahl.
Zu zweit kann Champions of Midgard
nicht hundertprozentig punkten, weil es einfach zu wenig Konkurrenz um die
begehrtesten Plätze gibt. Außerdem wechselt sich dann zumeist die Trollbekämpfung
regelmäßig ab, so dass sich die Minuspunkte am Ende einer Partie immer in
Grenzen halten. Zu dritt oder viert kann Champions
of Midgard wesentlich mehr überzeugen, und besonders zu viert ist der
Erwerb eines eigenen Langschiffs sehr zu empfehlen. Insgesamt betrachtet ist Champions of Midgard ein gutes bis sehr
gutes Spiel, das zweifellos weiterempfohlen werden kann.
Fazit:
Wer Euro-Workerplacementprinzipien und
Amitrash-Monsterkämpfe gleichermaßen mag, kann bei Champions of Midgard bedenkenlos zuschlagen. Für die ultimative
Höchstbewertung reicht es zwar nicht ganz, aber das kann mit den Erweiterungen
ja ganz anders aussehen. Eine Kaufempfehlung ist aber auch beim reinen Grundspiel
definitiv gerechtfertigt.
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