Autor: Nathan Hajek /
Grace Holdinghaus
Spieleranzahl: 1 – 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60+
Minuten pro Abenteuer
Einleitung:
Basierend auf J. R. R. Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe entführt Reise durch Mittelerde die Spieler in
das weltberühmte Land von Elben, Zwergen, Orcs und Menschen. Gemeinsam als
Gruppe müssen die Protagonisten verschiedene Aufgaben meistern, um die
Abenteuer der Kampagne zu bestehen. Doch unabhängig vom Ausgang eines Szenarios
schreitet die Geschichte voran und die Helden entwickeln sich weiter.
Ablauf:
Der Herr der Ringe:
Reise durch Mittelerde ist ein kooperatives Miniaturen-Brettspiel, das alternativlos eine
kostenlose App zur Unterstützung benötigt. Die App führt die Spieler durch den
Ablauf, gibt Anweisungen und speichert nach Belieben den aktuellen Spielstand.
Nachdem die App installiert wurde wählen die Spieler
zunächst eine Kampagne und einen Schwierigkeitsgrad aus. Anschließend geben sie
ihre Heldencharaktere ein und erhalten die Startgegenstände ihrer
Heldenfiguren. Alle Karten und sonstigen Utensilien werden bereitgelegt. Dann
beginnen die Spieler das Abenteuer mit einem individuellen Kartendeck. Jede
Fertigkeitskarte beinhaltet einen Text inkl. Aktionsmöglichkeiten / Boni sowie
ggf. einem Symbol in der oberen linken Ecke. Ein Stern steht für einen Erfolg,
ein Ahornblatt für Inspiration (dazu später mehr).
Der Herr der Ringe:
Reise durch Mittelerde wird über mehrere Runden gespielt, die immer in Aktions-, Schatten- und
Erholungsphase unterteilt sind. In der Aktionsphase können die Helden reisen,
eine Feindgruppe angreifen oder mit verschiedenen Markern auf dem Spielplan
interagieren (z.B. Suchen oder Personen befragen). Im Verlauf einer
Partie gibt die App den Spielern immer wieder Anweisungen, wenn beispielsweise
neue Spielplanteile angelegt werden oder Feinde erscheinen. Um einen Kampf
abzuhandeln deckt der aktive Spieler so viele Karten von seinem Nachziehstapel
auf, wie es sein entsprechender Fertigkeitswert erlaubt. Inspiration kann durch
Abgabe eines Inspirationsmarkers in einen Erfolg umgewandelt werden. Der Feind
nimmt den Schaden gemäß dem durchgeführten Angriff. Alle Werte / Ergebnisse
werden von der App gespeichert bzw. ausgewertet, nachdem sie händisch eingegeben
wurden.
In der Schattenphase bewegen sich die Feinde und greifen nach
Möglichkeit die Helden an. Auch sonstige Rahmenbedingungen wie Dunkelheit
behindern und schädigen die Spieler. Durch Fertigkeitsproben (Karten aufdecken)
können Schäden im Erfolgsfall negiert werden. Erleidet ein Held sein Limit an
Schäden bzw. Furcht, kann er sich ein letztes Mal aufbäumen (Karten umdrehen).
Im Erfolgsfall überlebt er und spielt weiter. Stirbt ein Held, haben seine
Mitstreiter nur noch Zeit bis zur nächsten Schattenphase, um das Abenteuer siegreich
abzuschließen. Nach dem Abschluss eines Abenteuers erhalten die Helden eine
Belohnung und das nächste Abenteuer der Kampagne wird freigeschaltet.
Sämtliche Ereignisse und Vorkommnisse innerhalb eines
Abenteuers werden von der App bekannt gegeben und treiben die Story konsequent
voran.
Meinung:
Ähnlich wie Villen
des Wahnsinns (2. Edition) überzeugt auch Reise durch Mittelerde mit einer tollen atmosphärischen Dichte und
einem Fokus auf den Storyteller-Aspekt des Spiels. Dabei erzählt die Kampagne
weder die Geschichte Bilbos nach (Der
Hobbit) noch den Werdegang der Gefährten aus Herr der Ringe. Die Story der Veröffentlichung spielt lediglich in
Tolkiens Mittelerde und ist ansonsten autonom und relativ einfach konzipiert. Aber
das soll nicht falsch verstanden werden ... trotz leicht zugänglichem Inhalt
begeistert das Flair des Spiels auf ganzer Linie, weil man sich richtiggehend
in das Geschehen hineinversetzt fühlt.
Auch mechanisch sind Ähnlichkeiten zu Villen des Wahnsinns nicht von der Hand zu weisen. Wer die besagte
Lovecraft-VÖ kennt, fühlt sich sehr schnell bei der Reise durch Mittelerde heimisch. Denn der grundlegende Ablauf und
auch die Funktionalität der App ähneln sich sehr. Die App funktioniert
einwandfrei, liefert eine hervorragende Grafik und dirigiert ihre Anweisungen
in beeindruckender Weise. Aber natürlich muss sich jeder Interessent darüber im
Klaren sein, dass die App relativ dominant ist und dass die Spieler einen
Großteil einer Partie auf den Bildschirm schauen um den Anweisungen zu folgen.
Ich persönlich empfehle übrigens die Verwendung eines Tablets mit mindestens
zehn Zoll, denn je größer das Display ist, desto angenehmer und übersichtlicher
ist das Ganze für die Augen. Wer kein Tablet hat kommt aber auch mit einem
Smartphone bestens aus.
Unabhängig von der App und dem grandiosen Spielspaß kann Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde
auch optisch voll überzeugen. Sowohl die Illustration der Komponenten als auch
die Miniaturen wissen vollends zu gefallen, wobei die Minis angemalt natürlich
deutlich geiler aussehen. Die Mühe des Anmalens lohnt sich … glaubt mir :-)
Ein klarer Vorteil und Pluspunkt gegenüber Villen des Wahnsinns ist der Umfang der
Abenteuer. Ich will nicht zu viel verraten (keine Spoiler), aber Reise durch Mittelerde bietet mehr
Szenarien als die bereits mehrfach erwähnten Villen des Wahnsinns. Und die Abenteuer sind als Kampagne
konzipiert, was bei den Villen nicht
der Fall war (da konnte man die Szenarien losgelöst voneinander spielen).
Im Moment ist nur „Knochen
von Arnor“ als Kampagne auswählbar, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit
sein, bis weitere Kampagnen bzw. Erweiterungen erscheinen. Und auf die freue
ich mich jetzt schon wie ein Schnitzel :-)
Fazit:
Wer ein Freund von Fantasy-Geschichten ist und ein Faible
für Koop-Brettspiele mit App-Unterstützung hat, kann bei Reise durch Mittelerde bedenkenlos zuschlagen. Das Spiel ist große
Klasse und bietet unzählige Stunden Spielspaß vom feinsten. Klare
Kaufempfehlung ohne jegliche Abstriche!
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