Montag, 22. Juni 2015

Funkenschlag



Verlag: 2F Spiele
Autor: Friedemann Friese
Spieleranzahl: 2 - 6
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 120 Minuten


Einleitung:

Nachdem ich in den letzten Ausgaben des Streetcleaner Magazins etliche Neuheiten aus der Brettspiel-Szene vorgestellt hatte, gingen einige Anfragen zu Rezensionen „älterer“ Spiele ein. Diese Anregungen habe ich gerne aufgenommen und freue mich nun, den Lesern das Wirtschaftsstrategiespiel Funkenschlag vorstellen zu dürfen. Dieser Klassiker der Moderne feierte bereits sein zehnjähriges Jubiläum, zu dem wir an dieser Stelle herzlich gratulieren. Thematik des Spiels ist der Ausbau verbundener Stromnetze mit Städten, deren Erträge von der Versorgung durch Kraftwerke abhängen. Mit dem finanziellen Gewinn einer jeden Runde investieren die Spieler wiederum in neue Kraftwerke oder in den Ausbau des Stromnetzes zur Versorgung weiterer Städte, doch je höher die Anzahl an Städten, desto höher sind die Anforderungen zur Versorgung durch die Kraftwerke.

Ablauf:

Zu Beginn einer Partie wird der Spielplan in die Mitte gelegt, und jeder Spieler erhält seine Holzhäuschen (=Städte) sowie ein Startkapital in Höhe von 50 Elektro (=Geld). Anschließend werden die Felder des Rohstoffmarkts bestückt. Als Ressourcen stehen Kohle, Öl, Müll und Uran zur Verfügung. Die Kosten und die Verteilung dieser Kraftwerk-Ressourcen sind unterschiedlich hoch.

Funkenschlag verläuft über mehrere Spielrunden, die in fünf Phasen unterteilt sind. In der ersten Phase wird die Reihenfolge festgelegt. Der Spieler mit den meisten Städten wird Startspieler, danach folgen die Mitspieler gemäß ihrer Städteanzahl. In der nächsten Phase kommen Kraftwerke zur Auktion und können ersteigert werden. Auf jedem Kraftwerk sind die Kosten sowie die benötigten Ressourcen für die Versorgung einer bestimmten Anzahl von Städten angegeben. Sobald ein Kraftwerk von einem Spieler gekauft wurde, wird ein neues Kraftwerk nachgelegt und steht den verbliebenen Mitspielern zum Ersteigern zur Verfügung. Beginnend mit dem aktuell schlechtesten Spieler dürfen die Konzerninhaber nun Rohstoffe kaufen. Dabei ist zu beachten, dass die Rohstoffe in der Regel von Spieler zu Spieler teuerer werden. Es folgt die Bauphase, in der wiederum der schlechteste Spieler beginnt. Hier dürfen die Spieler Städte ausbauen indem sie ihre Holzhäuschen auf dem Spielplan platzieren. Der Ausbau des Stromnetzes bzw. das Ausbauen weiterer Städte erfordert den Anschluss an bereits errichtetet Gebäude. Sowohl für den Städteausbau als auch für die Infrastruktur fallen Kosten an. In der letzten Phase einer Runde (Bürokratie) wird zunächst überprüft, wie viele Städte jeder Spieler angeschlossen hat und wie viele dieser Städte mit Strom versorgt werden. Entsprechend der Anzahl an versorgten Städten gibt es eine Auszahlung gemäß einer Übersichtskarte.

Anschließend beginnt die nächste Runde mit dem Auffüllen der Ressourcenrohstoffe in Phase 1, und anschließend werden die weiteren Phasen wie beschrieben durchgespielt. Funkenschlag endet, sobald in Phase 4 einer oder mehrere Spieler eine bestimmte Anzahl von Städten an ihr eigenes Stromnetz angeschlossen haben. Die Anzahl der erforderlichen Städte hängt von der Spielerzahl ab. Der Spieler, der in Phase 5 die meisten eigenen Städte mit Strom versorgt, hat dann gewonnen.

Meinung:

Wenn ein Brettspiel nach zehn Jahren unvermindert beliebt ist, dann muss das einen Grund haben. Und der Grund bei Funkenschlag ist ganz einfach: das Spiel ist schlichtweg geil. Die Mechanismen sind zeitlos-genial und funktionieren in jeder Besetzung. Wobei eine größere Spielerzahl (vier bis sechs Personen) schon anzuraten ist, denn hier kommen sich die Spieler beim Städtebau mehr in die Quere, was gleichzeitig den ohnehin großartigen Spielspaß noch mehr steigert. Und der Spaß ist schließlich das Wichtigste bei einem Spiel.

Funkenschlag ist anspruchsvoll aber nicht unnötig kompliziert. De facto läuft jede Runde nach dem gleichen Schema ab, aber trotzdem müssen die Spieler beim Kraftwerk-Ersteigern aufpassen und vor allem den Städteausbau gut im Auge behalten. Denn das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, das man von den Mitspielern abgeschnitten wird und deshalb unnötig viel Geld in die Infrastruktur stecken muss. Ein solcher monetärer Nachteil ist nur schwer aufzuholen. Der andere wichtige Faktor beim Städteausbau ist die Spielerreihenfolge der nächsten Runde. Als Startspieler hat man es nicht leicht. Vor allem die hohen Ressourcenkosten zur Versorgung der Kraftwerke werfen den Startspieler finanziell oft zurück. Wohl dem, der ein grünes Kraftwerk besitzt, welches Städte ohne jegliche Rohstoffe versorgt. Aber auch Atomkraftwerke können sehr effektiv sein, sofern die Mitspieler nicht auch auf Atomkraft setzen. Dann wird es nämlich teuer, denn Uran wird nur minimal nachgefüllt und ist ohnehin die kostspieligste Ressource.

Insofern lohnt es sich auch auf jeden Fall, die Mitspieler genauestens zu beobachten. Das gilt wohlgemerkt für alle Phasen, aber insbesondere für die Bauphase. Taktisch empfiehlt es sich, in den meisten Runden hinten zu sein, um günstigere Preise beim Ressourcenkauf zu bekommen. Bei dieser Strategie ist aber zu beachten, dass man nicht allzu weit ins Hintertreffen gerät. Eine Stadt weniger als die Mitspieler ist ideal. Durch den Preisvorteil beim Rohstoffkauf kann ggf. auch ein bisschen Geld angespart werden, um irgendwann völlig unerwartet zum finalen Schlag anzusetzen. Paradekonstellation: mit elf oder zwölf Städten hinten sein, und dann in seinem Zug gleich vier Städte ausbauen, wobei die Versorgung natürlich gewährleistet sein muss. Theoretisch hört sich das Alles nicht unbedingt spektakulär an, aber in der Praxis macht das Spiel inkl. Belauern der Konkurrenten einen Heidenspaß.

Gibt es bei soviel Lob eigentlich auch Kritikpunkte? Spielerisch nicht. Höchstens die Optik ist ein bisschen zu bemängeln, denn ein Augenschmaus ist Funkenschlag sicherlich nicht. Dafür ist das Spielgefühl vom feinsten, und deshalb kann das Spiel auch ohne jegliche Abstriche wärmstens weiterempfohlen werden.

Fazit:

Was bleibt zu resümieren? Funkenschlag ist ein bockstarkes Wirtschafts-Aufbaubaustrategiespiel, das jedem Vielspieler ans Herz gelegt werden kann. Das Spiel hat Tiefe, ist anspruchsvoll ohne dabei verkompliziert zu sein und macht tierisch Spaß. Spielerherz – was willst Du mehr?

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