Autor: William Attia
Spieleranzahl: 2 – 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 – 90 Minuten
Einleitung:
In der überarbeiteten Neukonzeption des Klassikers Caylus schlüpfen die Spieler in die
Rolle von Baumeistern, die das gleichnamige Schloss sowie das dazugehörige
Umland modernisieren wollen. Den Arbeitern der Protagonisten stehen dabei
einflussreiche Persönlichkeiten zur Seite, die gänzlich unterschiedliche
Vorteile und Boni mit sich bringen.
Ablauf:
Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit den
Startgebäuden entlang des Weges bestückt. Drei weitere Plättchen kommen auf die
Baustelle im oberen Bereich des Spielplans. Die restlichen Holzgebäude,
Steingebäude und Monumente werden neben dem Hauptplan bereitgelegt. Nun werden
noch diverse Persönlichkeiten / Charakterplättchen ausgelegt. Beginnend beim
letzten Spieler der Startreihenfolge darf sich jeder Baumeister ein Plättchen
nehmen. Die verbliebenen drei Persönlichkeiten werden ebenfalls in den oberen
Bereich des Spielplans gelegt. Last not least erhält jeder Spieler die Häuser
seiner Farbe sowie eine spielerzahlabhängige Anzahl an Arbeitern. Außerdem
startet jeder Spieler mit zwei Holz, einer Nahrung und einem Stein.
Caylus 1303 verläuft über neun Runden, die immer
in verschiedene Phasen unterteilt sind. In der Planungsphase setzen die Spieler
reihum ihre Arbeiter ein, bis alle gepasst haben. Arbeiter dürfen auf freie
Gebäude oder auf ein freies Feld der Baustelle eingesetzt werden. Sobald der
erste Spieler passt und damit automatisch Startspieler der nächsten Runde wird,
müssen die Mitspieler zusätzlich zum eingesetzten Arbeiter einen weiteren
Arbeiter abgeben (ins Camp schicken). In der anschließenden Aktivierungsphase
werden die Arbeiter dann entlang des Weges vom Spielfeld genommen und lösen die
Funktion ihres Gebäudes aus, sofern der Vogt irgendwo hinter diesem Gebäude
steht. Alle Aktionen hinter dem Standort des Vogts verfallen. Die Arbeiter
kommen aber trotzdem aus dem Spiel raus und werden wieder ins Camp gestellt.
Über Gebäudefunktionen erhalten die Spieler beispielsweise neue Ressourcen oder
neue Arbeiter, oder sie können neue Gebäude bauen oder kostenlose
Vogtbewegungen erhalten usw.
Wer einen Arbeiter auf die Baustelle geschickt hat darf nun
zum Bau des Schlosses beitragen, indem er drei unterschiedliche Ressourcen als
Bündel abliefert. Dafür erhalten die Spieler Siegpunkte und der fleißigste
Baumeister bekommt eine Gunst. Dazu nimmt er sich entweder eine Persönlichkeit
von einem Mitspieler oder er führt die entsprechende Funktion der Baustelle durch
und nimmt sich einen der freien Charaktere (sofern noch verfügbar). Zum Schluss
einer Runde erfolgt die Verwaltungsphase, in der die Spieler ggf. Residenzen
erschaffen können, wenn sie in der Aktionsphase den Notar aktiviert haben.
Außerdem können Residenzen in Monumente umgewandelt werden, was natürlich
entsprechende Ressourcen kostet. Als Einkommen für die nächste Runde erhalten
die Spieler drei Arbeiter plus einen weiteren Arbeiter pro Residenz und einen weiteren
Arbeiter für den Charakter des Tagelöhners, wenn dieser im eigenen Besitz ist.
Dann beginnt die nächste Runde.
Caylus 1303 endet nach der neunten Runde. Pro
verbliebenes Gold gibt es noch zwei Prestigepunkte. Der Spieler mit den meisten
Punkten hat dann gewonnen.
Meinung:
Mit der Neukonzeption von Caylus ist William Attia und dem Huch Verlag ein echter
Geniestreich gelungen. Grundsätzlich ist die Modifizierung eines solchen
Klassikers nicht leicht und birgt immer die Gefahr, dass das Spiel zu sehr
verändert wird und die alten Fans verärgert. Caylus 1303 hingegen behält den Grundmechanismus und den
ursprünglichen Charme des Vorgängers bei und verzeichnet trotzdem eine massive
Frischzellenkur mit mehren Änderungen.
Zum einen wurde das Geld als Zahlungsmittel für den Einsatz
von Arbeitern abgeschafft. Der Arbeitereinsatz muss nun teilweise mit weiteren
Meeplen bezahlt werden, und das ist ein genialer Schachzug und ein
Paradebeispiel für die generelle Verschlankung der alten Veröffentlichung. Auch
den Seneschall gibt es nicht mehr und die Gunstleisten wurden ebenfalls
gestrichen. Dafür gibt es nun hilfreiche Charaktere, die über den Erhalt einer
Gunst auch den Besitzer wechseln können. Diese Charaktere sind teilweise
äußerst mächtig. Das Setzen eines Arbeiters vor dem Startspieler kann wichtig
sein, genauso wie beispielsweise das Hinzusetzen eines Arbeiters auf einem
besetzten Feld. Und auch die zusätzlichen Siegpunkte beim Bauen oder beim
Erhalt von Prestige, wenn Mitspieler die eigenen Gebäude nutzen, können am
Schluss das Zünglein an der Waage sein.
Caylus 1300 ist ein lupenreines Eurogame mit
klassischem Workerplacement-Mechanimus. Wer ein Freund dieses Genres ist, kommt
hier voll und ganz auf seine Kosten. Das Spiel ist anspruchsvoll ohne dabei überkompliziert
zu sein. Es macht tierisch Spaß, sieht zeitlos-gut aus und hat eine
hervorragende Materialqualität (wertige Holzteile und dicke Plättchen). Der
einzige Kritikpunkt betrifft die Quantität der Ressourcen. In unseren Runden
wurden oftmals Ressourcen „gehortet“, was dazu führte, dass die Holzteile gegen
Ende der Partie ausgingen. Überzählige Rohstoffe mussten auf einem Zettel
notiert werden. Ein paar Materialien mehr wären schöner gewesen. Aber das ist
nun wirklich Jammern auf hohem Niveau. Zum einen dürften die meisten
Protagonisten ihre Ressourcen regelmäßig für den Schlossbau investieren und zum
anderen tut der Mangel dem Spielspaß keinen Abbruch. Und dieser Spielspaß ist
super. Da gibt es nichts zu kritisieren.
Vielleicht hätte man die Bewegung des Vogts von 2 auf 3
Felder erhöhen können um mehr Ärgerfaktor ins Spiel zu bringen, aber das ist hypothetisch.
Herr Attia wird sich schon etwas dabei gedacht haben, wenn er die Zugreichweite
des Vogts im Vergleich zum Vorgänger verringert hat. Das ist übrigens ein
weiterer kleiner Unterschied zum klassischen Caylus. Es gibt noch weitere Modifikationen, z.B. den optionalen
Bau von Monumenten in der Verwaltungsphase ohne Arbeiteraktion oder die fixe Rundenanzahlfestlegung,
was die Spielzeit verringert und angenehmer macht. Last not least gebührt der
Spielanleitung ein Riesenlob, denn diese ist super geschrieben, sinnvoll
strukturiert und hat eine angenehme Schriftgröße. Alles Faktoren, die bei Caylus seinerzeit grottenschlecht waren
;-)
Fazit:
Caylus 1303 behält den Spielreiz seines
Vorgängers und bietet den Spielern gleichzeitig neue und verschlankte
Möglichkeiten. Alle Beteiligten an diesem Projekt haben einen tollen Job
gemacht. Danke! Daumen hoch! Klare Weiterempfehlung ohne Abstriche.
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