Montag, 20. Januar 2020

Cooper Island



Verlag: Frosted Games / Pegasus
Autor: Andreas „ode.“ Odendahl
Spieleranzahl: 2 – 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 75 – 150 Minuten


Einleitung:

Auf Cooper Island, einer Idyllischen Insel im atlantischen Ozean, wetteifern zwei bis vier Spieler um die meisten Siegpunkte. Dazu erkunden, kultivieren und besiedeln sie ihr Eiland. Je kultivierter eine Landschaft ist, desto mehr Ressourcen wirft sie ab, die wiederum für den Bau von Gebäuden oder Statuen verwendet werden können.

Ablauf:

Zunächst wird der Spielplan spielzahlabhängig zusammengesetzt und in die Mitte des Tisches platziert. Sämtliche benötigte Utensilien / Materialien werden bereitgelegt und jeder Spieler erhält eine Spielerablage sowie das Spielmaterial seiner Farbe. Weiterhin zieht jeder Spieler zwei Doppel-Landschaftsplättchen aus dem Stoffbeutel und legt sie in seinen persönlichen Vorrat. Die Protagonisten starten mit einem Einzel-Wiesenplättchen auf ihrem Startfeld und einer Münze auf einem Lagerplatz der Spielerablage. Das Landschaftsfeld Wiese wird mit einem Nahrungswürfel bestückt.

Cooper Island verläuft über fünf Runden, die jeweils in drei Phasen untergliedert sind. In der Einkommensphase darf jeder Spieler ein Inselplättchen und ein Doppel-Landschaftsplättchen legen. Diese Einkommensaktionen sind von Anfang an möglich bzw. aktiv. Durch den Bau von Einkommensbooten im Verlauf der Partie können aber weitere Einkommensmöglichkeiten freigespielt werden. Anschließend folgt die Arbeiterphase, in der die Spieler ihre verfügbaren Arbeiter reihum einsetzen und die entsprechende(n) Aktion(en) ausführen. Sollte ein Aktionsfeld bereits belegt sein ist die Nutzung dennoch möglich, aber dann erhält der direkte Vorgänger-Mitstreiter eine Münze oder einen Ressourcenwürfel als Gebühr. Insgesamt gibt es acht Aktionsbereiche. In vieren davon nehmen sich die Spieler Landschaftsplättchen und/oder legen sie an, um Ressourcen zu erhalten. In den anderen vier Bereichen können sie ihre Ressourcen ausgeben, um Steuerradpunkte oder sonstige Vorteile zu erhalten. Beim Auslegen der Landschaften sind natürlich diverse Vorgaben zu beachten.

Kosten werden immer durch rote Zahlen auf den entsprechenden Symbolen ausgewiesen, z.B. zwei Tuch, drei Gold etc. Durch viele Aktionsmöglichkeiten erhalten die Spieler Steuerradpunkte, die sie für die Bewegung ihrer Schiffe verwenden. Dafür bekommen sie Inselaktionen und Logbuchplättchen. Logbücher sind am Schluss auch Siegpunkte wert. Gebaute Einkommensboote bringen wie gesagt Zusatzeinkommen in der Einkommensphase und errichtete Gebäude gewähren verschiedene Boni sowie Steuerradpunkte. Auch der Bau von Statuen, das Entfernen einer Ruine oder die Belieferung eines Frachtschiffs ist als Aktion möglich. Weiterhin gibt es mehrere Jederzeit-Aktionen, die unabhängig von Aktionssteinen (Arbeitern) durchgeführt werden können.

Nachdem alle Spieler ihre Aktionen ausgeführt haben folgt die Aufräumphase, in der die Arbeiter ernährt werden müssen. Anschließend können Hilfsmittel reaktiviert werden, was allerdings kostenpflichtig ist. Die Spieler erhalten außerdem Boni für Statuen und Passagen und erhalten ihre Arbeiter für die nächste Runde zurück. Das Spiel endet nach der fünften Runde mit der Schlusswertung, in der die Spieler Siegpunkte für ihre Logbücher, erfüllten Aufträge, Gebäude und Restbestände erhalten. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Alter Schwede – ist das ein Brecher! Die Schlüsselwörter zur Beschreibung von Cooper Island sind „Details“ und „Verzahnung“. Dieses Spiel ist definitiv eine Veröffentlichung für Brettspiel-Eurogame-Experten. Nicht für Familien, nicht für Gelegenheitsspieler und nicht mal für Vielspieler, die am liebsten mittelschwere Spiele zocken. Cooper Island ist ein lupenreines Strategiespiel, dessen Komplexitätsgrad in etwa mit Vinhos oder Trickerion vergleichbar ist.

Natürlich konnte in der Ablaufbeschreibung nicht auf jede Feinheit eingegangen werden … das hätte den Rahmen einer angenehm zu lesenden Rezension gesprengt. Aber Ihr könnt mir glauben … zusätzlich zu den geschilderten Kernmechanismen gibt es etliche Details und Sonderfälle, die den Prozessor im Gehirn zum Glühen bringen. Neben der Regelfülle ist auch das Timing ein ungemein wichtiger Faktor. Cooper Island ist unter anderem ein Mangelspiel, bei dem die erforderlichen Ressourcen genau zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden sollten. Oftmals müssen erst mühselig Rohstoffe generiert werden um in einer zweiten Aktion eingesetzt zu werden. Und hier kommt das nächste Problem ins Spiel, nämlich der Zug der Mitspieler. Wenn die vermaledeiten Konkurrenten vorher ein notwendiges Aktionsfeld belegt haben, muss als Gebühr eine Münze oder ein Ressourcenwürfel entrichtet werden. Klingt wenig, kann aber spielentscheidend sein. Insofern muss man also auch die Konkurrenz und deren mutmaßliche Spielzüge im Auge behalten.

Ohne eine vernünftige Planung ist ein Spielsieg bei Cooper Island eigentlich unmöglich (es sei denn, die Mitstreiter sind genauso planlos, grins). Und genau diese Herausforderung macht jedem Expertenherzen wahnsinnig viel Spaß. Was für „normale Spieler“ in Denksportarbeit ausufert bringt die Augen eines Brettspielnerds zum Leuchten. Und damit sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, das Cooper Island kein Spiel für Otto Normalverbraucher ist, sondern ausschließlich eine Veröffentlich für Freaks (im positiven Sinne).

Die Materialqualität von Cooper Island ist klasse. Da gibt es nicht viel zu kritisieren. Was unseren Gruppen jedoch negativ aufgestoßen ist, ist die Belegungsform der Landschaftsfelder mit einem einzigen Ressourcenwürfel / Marker. Dieser ist soviel Rohstoffe wert, wie Felder übereinanderliegen. Und das empfanden wir alle als unübersichtlich. Diesbezüglich wäre es schöner gewesen, wenn anstelle von Ressourcenmarker lieber farblich passende Würfel (mit Zahlen) verwendet worden wären.

Spieltechnisch hat sich in unseren Partien kein Königsweg herauskristallisiert – sehr schön. Und lobenswert ist weiterhin die Tatsache, dass Cooper Island keine Siegpunktschleuder ist. Jeder einzelne Punkt ist wichtig und kann am Schluss über Sieg und Niederlage entscheiden. Da es viele Kennerspiele gibt, die am Ende wahnsinnig viele Punkte generieren, sticht Cooper Island auch diesbezüglich positiv aus der Masse heraus.

Fazit:

Cooper Island ist schlichtweg ganz Großes Kino. Wer ein Eurogame auf höchstem Niveau sucht, kommt um diese Veröffentlichung nicht herum. Hinzu kommt ein hoher Wiederspielreiz, denn die Lernkurve steigt von Partie zu Partie. In diesem Zusammenhang möchte ich last not least sagen, dass es in den ersten zwei Partien aufgrund der Regelmasse durchaus zu Spielfehlern kommen kann. Lasst Euch dadurch nicht entmutigen, sondern lernt daraus. Sobald die Regeln erstmal verinnerlicht sind, ist Cooper Island eine absolute Eurogame-Granate :-)

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