Donnerstag, 28. Juli 2016

Nebel über Valskyrr



Verlag: NSKN Games / Heidelberger Spieleverlag
Autor: Blazej Kubacki
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: mindestens 30 Minuten pro Spieler


Einleitung:

Seit Jahrhunderten liegt ein mysteriöser Nebel über dem Land Valskyrr. Die Toten erheben sich und bekämpfen die Lebenden, und gefährliche Kreaturen sorgen für allgegenwärtigen Schrecken. Nur eine Handvoll mutiger Helden wagt den Aufstand und stellt sich rasenden Bestien, mächtigen Zauberern und heimtückischen Räubern. Wird die Heldentruppe ihre Mission erfolgreich abschließen, um Valskyrr zu retten?

Ablauf:

Zunächst einigen sich die Spieler auf ein Szenario bzw. auf ein Abenteuer und suchen sich hiefür alle erforderlichen Karten heraus. Jeder Spieler wählt einen Helden und nimmt sich das entsprechende Spielertableau sowie das dazugehörige Kartenset. Alle Spieler starten mit ihren Standradausrüstungen, die restlichen Karten werden neben dem Spielplan bereitgelegt. Nebel über Valskyrr beinhaltet verschiedene Positionen von Karten. So liegt der Nachziehstapel rechts vom Tableau, der Friedhof mit verlorenen Karten befindet sich darüber und darunter liegt der Ablagestapel. Der Spielplan wird mit verschiedenen Ortsplättchen verdeckt ausgelegt. Lediglich die Startposition (=Taverne) und das Zielfeld mit dem Bossmonster liegen offen aus. Abhängig von der Anzahl der Spieler wird noch der Zeitmarker auf die entsprechende Leiste platziert. Alle Charaktere / Helden verfügen über bestimmte Spezialfähigkeiten und beginnen ihre Mission mit unterschiedlichen Ausrüstungsgegenständen.

Nebel über Valskyrr verläuft über verschiedene Phasen. Abhängig von laufenden Kämpfen beginnt eine Runde mit der Verstärkungsphase. Sollte eine Begegnungskarte im Spiel sein, werden neue Monster entsprechend der Verstärkungsleiste auf dem Abenteuertableau gezogen und den Spielern gemäß ihres Gegnerfokus (=Aggressionslevel) zugewiesen. Nun kann die Heldentruppe auf einen Ort zeihen (Reisephase). Für diesen Ort wird eine Begegnungskarte mit Monsterzuweisungen gezogen. Jeder Ort hat auch besondere Fähigkeiten bzw. verfügt über spezielle Effekte. Nachdem alle Monster ihren Gegnern zugewiesen wurden (Verfolgungsphase) beginnt die Angriffsphase. In dieser Phase stehen jedem Helden eine normale Aktion und beliebig viele Reflexaktionen zur Verfügung. Letztere Aktionen werden durch die Karten ermöglicht. Abhängig von der Art der getätigten Aktion werden Karten auf die verschiedenen Positionen (Ablagestapel, Friedhof etc.) abgelegt. Durch Angriffe können den Monstern Schäden zugefügt werden. Ab einer bestimmten Schadensgröße ist das Monster getötet. Nach dem Angriff der Helden schlagen die Monster in der Verteidigungsphase zurück. Für erlittene Schadenspunkte muss ein Held Karten auf den Friedhof legen. Stirbt ein Held (weil ihm keine abzulegenden Karten mehr zur Verfügung stehen) endet das Spiel sofort mit einer Niederlage der Gruppe. In der Wiederherstellungsphase wird geprüft, ob die Siegbedingung der Begegnungskarte erfüllt wurde. Ist dies der Fall, erhalten die Spieler Belohnungen. Nun ziehen die Spieler fünf Handkarten nach und eine Zeitkarte wird aufgedeckt, die den Zeitmarker zumeist in Richtung Niederlage bewegt.

Das Spiel endet vorzeitig beim Tod eines Helden. Ansonsten müssen die Spieler den Endgegner innerhalb der verfügbaren Zeit besiegen. Schaffen sie dies nicht, hat das Team die Mission verloren. Der rechtzeitige Sieg über den Endgegner bedeutet hingegen gleichermaßen das Gelingen der Mission.

Meinung:

Nebel über Valskyrr ist eigentlich ein großartiges Kooperationsspiel, dessen fantastischer Spielspaß aber durch eine Achillesferse getrübt wird. Und zwar handelt es sich dabei um die grottenschlechte Spielanleitung, die jedem Regelstudierenden die Zornesröte ins Gesicht treibt. Sorry, aber an diesem Regelwerk kann leider kein einziges gutes Haar gelassen werden. Die Anleitung ist fürchterlich strukturiert, unlogisch aufgebaut, teilweise unverständlich verfasst und viel zu klein geschrieben. Schlechter geht es nicht. Und da Nebel über Valskyrr über jede Menge Feinheiten und Sonderregeln verfügt, artet das Studium der Spielanleitung in Knochenarbeit aus, die absolut keinen Spaß macht. Aufgrund des Regelaufbaus in Verbindung mit der hohen Komplexität der Mechanismen schreckt das Ganze richtiggehend ab, doch wer sich letztendlich „durchbeißt“ wird mit einem der besten Koop-Spiele der Neuzeit entschädigt.

Nebel über Valskyrr bietet dermaßen viel Input, dass man hundertprozentig von einer epischen Breite sprechen kann. Das Spiel vereinigt auf beeindruckende Weise PC-Rollenspielelemente á la World Of Warcraft mit leichten Deckbuilding-Anklängen á la Dominion und episch-komplexem Adventure-Feeling der Marke Mage Knight. Hinzu kommt ein Touch vom Her der Ringe LCG. Damit sollte klar sein, dass Nebel über Valskyrr sehr stimmungsvoll und charismatisch ist, denn das Flair des Spiels ist schlichtweg toll. Ein weiterer Grund für den Spielspaß und die Klasse des Spiels ist der modulare Aufbau. Es gibt zwar nur eine sehr beschränkte Anzahl an Abenteuern in diesem Grundspiel, aber aufgrund der verschiedenen Ortsplättchen und der verschiedenen Karten gleicht kein Spiel dem anderen. Und da auch die Helden gänzlich unterschiedlich ausgestattet sind, wirkt Nebel über Valskyrr nochmals abwechslungsreich. Hinzu kommt eine schöne Illustration, die eine grandiose Optik liefert.

Nebel über Valskyrr ist verdammt anspruchsvoll. Die Helden müssen sich gut absprechen, was übrigens gar nicht mal so einfach ist, weil die Spieler ständig mit ihren eigenen Zügen beschäftigt sind. Auch die Vielfalt der Kartentexte fordert seine Zeit und unterbindet in den ersten Partien die Abstimmung mit den Mitstreitern. Die volle Klasse entfaltet Nebel über Valskyrr somit erst nach mehrmaligen zocken mit erfahrenen Mitspielern. Wenn alle Spieler am Tisch die Mechanismen in- und auswendig kennen, offenbart sich Nebel über Valskyrr als wahrer Brettspiel-Diamant. Wohlgemerkt nur dann, wenn die Helden das Spiel kennen und generell auf komplexe Regelvielfalt stehen, denn das sind die idealen Voraussetzungen für den Genuss des Spiels.

Fazit:

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Selten war ein Sprichwort so angebracht wie im Fall von Nebel über Valskyrr. Das Regelstudium ist Schwerstarbeit und das Erklären der vielfältigen Details und Sonderregeln ist nahezu genauso anstrengend, aber wenn man diese Zeit investiert, entschädigt das spielerische Niveau auf ganzer Linie.

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