Autor: R. Eric Reuss
Spieleranzahl: 1 - 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 - 180 Minuten
Einleitung:
Als Naturgeister einer abgelegenen Insel bekämpfen 1-4
Spieler einfallende Invasoren, um das Volk der eingeborenen Dahan zu schützen und
dem Abbau der inseleigenen Ressourcen Einhalt zu gebieten. Doch die Anzahl der
Eindringlinge ist erdrückend. Werden es die Protagonisten schaffen, dem Ansturm
der Konquistadoren Stand zu halten und das Gleichgewicht der Natur zu bewahren?
Ablauf:
Zunächst einigen sich die Spieler auf ein Szenario und einen
Schwierigkeitsgrad, bevor der Inselspielplan in die Mitte des Tischs platziert
wird. Anschließend wird der Plan mit den vorgegebenen Invasoren- bzw.
Dahan-Figuren bestückt. Alle sonstigen benötigten Materialien werden neben dem
Invasorentableau bzw. neben dem Spielplan bereitgelegt.
Jeder Spieler wählt einen Naturgeist und erhält das
entsprechende Spielertableau sowie die dazugehörigen Startkarten. Das
Spielertableau gibt vor, an welche Stellen die eigenen Geisterpräsenzen in Form
von Holzscheiben eingesetzt werden. Im Verlauf einer Partie können weitere
Präsenzen auf der Insel platziert werden. Dadurch erhöht sich das Einkommen von
Energie und das Limit, wie viele Karten ein Spieler in seinem Zug ausspielen
darf.
Spirit Island wird über mehrere Runden gespielt,
die immer in fünf Phasen untergliedert sind. In der Geisterphase wählt jeder
Protagonist eine Wachstumsoption im oberen Bereich seines Geistertableaus aus.
Dadurch kann er beispielsweise neue Präsenzen setzen, zusätzliche Energie
erhalten, seine ausgespielten Karten zurück auf die Hand nehmen und neue Karten
bekommen. Anschließend erhalten die Spieler ihr freigespieltes
Energie-Einkommen und dürfen so viele Karten ausspielen, wie es der aktuelle
Stand des Geistertableaus erlaubt. Das Ausspielen der meisten Karten kostet
Energie. Sobald alle Spieler diese Phase abgeschlossen haben, werden die
Sofort-Fähigkeiten der ausgespielten Karten aktiv und von den Protagonisten
abgehandelt. Die Aktionsmöglichkeiten der Karten sind vielfältiger Natur, z.B.
können Invasoren bekämpft werden (Schaden zufügen), Invasoren oder Dahan
versammelt bzw. verschoben werden, Gebiete verteidigt werden usw. Danach folgt
die Invasoren-Phase, in der die Eindringlinge Wüten, Bauen und Entdecken. In
jeder Runde werden Invasoren-Karten gezogen und auf die Felder der drei
Möglichkeiten verschoben. Die Aktion der Invasoren betrifft nur die
Landschaftsfelder, die auf dem entsprechenden Feld liegt (z.B. wird nur im Dschungel
gewütet oder in der Wüste gebaut etc.).
Durch das Wüten im aktuellen Gebiet fügen die Invasoren dem
Land und evtl. anwesenden Dahan Schaden zu. Unter Umständen wird das
Landschaftsfeld verödet und anwesende Geisterpräsenzen werden aus dem Spiel
genommen. Überlebende Dahan im entsprechenden Gebiet schlagen anschließend
zurück und fügen den Invasoren Schaden zu. Danach bauen die Eindringlinge
Dörfer und Städte und breiten sich über den Unterpunkt Entdecken weiter auf der
Insel aus.
Nun sind die Geister wieder an der Reihe, sofern sie
Verzögerte Fähigkeiten ausgespielt haben. Weiterhin kommen Permanente
Fähigkeiten zur Geltung, wenn die ausgespielten Spielerkarten dies ermöglichen.
Nachdem diese Aktionen abgehandelt wurden werden die ausgespielten Karten auf
die eigene Ablage gelegt und sämtliche verletzte Einheiten (Invasoren und
Dahan) werden geheilt. Das Spiel endet siegreich, sobald das Spielziel des
Szenariums erfüllt wurde. Sollte jedoch der letzte Ödnismarker platziert werden
oder ein Geist vernichtet sein oder die Zeit abgelaufen sein, endet das Spiel
sofort und die Geister haben gemeinsam als Team verloren.
Meinung:
Bevor wir zur eigentlichen Meinungsäußerung kommen, sollte
erwähnt werden, dass die geschilderte Ablaufbeschreibung nur die
Grundmechanismen von Spirit Island
anreißt und viele Feinheiten bewusst auslässt, weil die Erläuterung aller
Facetten den Rahmen einer vernünftigen Rezension sprengen würde.
Spirit Island ist ein lupenreines Expertenspiel,
das unzählige Stellschrauben beinhaltet, um den Schwierigkeitsgrad der
Veröffentlichung zu beeinflussen. Das fängt bei der Auswahl der Geister an und
geht weiter bis zur Hinzufügung einer Nationen-Variante und/oder eines
Szenarios, das die Ausgangspositionen und ggf. die Siegbedingungen der Spieler
verändert. Anfänger sollten jedoch mit der einfachsten Version des Grundspiels
und den leichtesten Geistern beginnen, um problemlos in den Ablauf einer Partie
reinzukommen. Sobald die Mechanismen des Spiels verinnerlicht sind, kann der
Schwierigkeitsgrad nach Belieben angehoben werden.
Aber egal, ob man das Basisspiel oder eine
Fortgeschrittenenvariante spielt - Spirit
Island macht tierisch Spaß und ist eine der besten Koop-Veröffentlichungen
der letzten Jahre. Das Spiel ist spannend, fordernd und zugleich berechenbar,
so dass vor allem Grübler und Tüftler voll auf ihre Kosten kommen. Aber Spirit Island kann auch halbwegs „aus
dem Bauch heraus“ gespielt werden. Dann ist die Wahrscheinlichkeit eines
Teamsiegs zwar nicht so hoch wie beim Extremanalysieren, aber Spaß macht diese
Vorgehensweise trotzdem. Und sie kann auch zum Erfolg führen, sofern die
Spieler nicht gar zu grobe Fehler machen.
Zu Beginn einer Partie empfiehlt sich zumeist eine
Ausbreitung der eigenen Präsenz, um mehr Einkommen / Karten freizuspielen und
andererseits örtlich flexibler zu sein. Die nächste Empfehlung ist die
Eindämmung der Bauaktivitäten der Invasoren und das zügige Freischaufeln von
möglichst vielen Landschaftsfeldern. Und wie es so schön in der der Anleitung
heißt – „tu so viel Du kannst“.
Dieses Grundprinzip sollte immer beherzigt werden, um die Effizienz der Karten
optimal auszuschöpfen.
Einer der stärksten und effektivsten Geister ist sicherlich
der Pfeilschnelle Blitzschlag, der
zum einen äußert aggressiv ausgerichtet ist und zum anderen die Mitspieler
durch eine bestimmte Karte beschleunigen kann (zwei Verzögerte Fähigkeiten
können als Sofort-Fähigkeiten verwendet werden). Diesen Geist sollten speziell
Novizen unbedingt aussuchen, um eine Partei erfolgreich absolvieren zu können.
In späteren Partien können die Protagonisten die Rückseiten
der Inselspielpläne verwenden. Diese sind optisch weitaus schöner illustriert
aber schwerer zu erkennen. Zusammen mit einer Variante und/oder eines Szenarios
wird Spirit Island dann richtig
schwer und verzeiht wenig Absprachefehler. In diesem Zusammenhang muss übrigens
auch die Skalierung des Spiels gelobt werden, denn Spirit Island funktioniert in jeder Besetzung tadellos (auch als
Solospiel). Und wer jetzt denkt, dass die Lobhudelei irgendwann mal vorbei sein
muss, sieht sich getäuscht, denn auch die Spielanleitung lässt weder Fragen
noch Wünsche offen. Viel besser geht es nicht. Spirit Island fördert auch keinen „Alphaspieler“, der in
Koop-Veröffentlichungen oftmals allein bestimmt, wo es lang geht. Durch die
asymmetrischen Fähigkeiten der Geister ist jeder Spieler sein eigener Herr und
muss selbst erkennen, wie er dem Team am besten weiterhilft.
Fazit:
Wer anspruchsvolle Kooperationsspiele mag kommt um Spirit Island nicht herum. Diese VÖ
bietet wirklich alles, was das Koop-Herz begehrt. Und aufgrund der vielen
Möglichkeiten („Stellschrauben“) besitzt Spirit
Island einen überragenden Wiederspielreiz, wie man ihn nur selten findet.
Einfach nur ganz große Klasse!
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