Dienstag, 13. Dezember 2016

Jorvik



Verlag: Eggertspiele / Pegasus
Autor: Stefan Feld
Spieleranzahl: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 - 90 Minuten


Einleitung:

In Jorvik leiten zwei bis fünf Spieler die Geschicke ihres jeweiligen Wikingerstamms, der sich im Norden von England niedergelassen hat. Der Handel mit Waren spielt eine entscheidende Rolle, um die meisten Siegpunkte zu ergattern, aber auch kriegerische Werte sind von großer Wichtigkeit, um den Stamm vor den Angriffen der Pikten zu verteidigen.

Ablauf:

Zunächst einigen sich die Spieler, ob sie das Karl- oder das Jarl-Spiel spielen wollen. Die Jarl-Variante ist die Fortgeschrittenenoption, während bei Karl diverse Elemente ausgelassen werden. In dieser Rezension wird das Jarl-Spiel vorgestellt.

Der Spielplan wird in die Mitte gelegt und jeder Spieler erhält ein Spielertableau und vier Wikingerfiguren sowie fünf Münzen als Startkapital. Die Waren werden in den Beutel gelegt. Anschließend wird ein Kartendeck gebildet. Von diesem gemeinsamen Deck werden zu Beginn einer Runde Karten gezogen und offen auf die Kartenfelder des Spielplans gelegt. Schiffskarten werden dabei mit zufällig gezogenen Waren aus dem Stoffbeutel bestückt.

Die Kartenfelder 1-6 besitzen jeweils eine Nachfragereihe. Der aktive Spieler muss seine Figur immer auf das oberste Feld setzen, wenn er die Karte später kaufen möchte. Seine Konkurrenten (und auch er selbst) können weitere Figuren unter die zuletzt platzierte Wikingerfigur setzen. In der folgenden Kaufphase hat der erste Spieler dann das Vorkaufsrecht. Der Preis richtet sich nach der Anzahl aller gesetzten Figuren einer Reihe. Verzichtet der Spieler, nimmt er seine Figur weg und der Preis wird für den folgenden Spieler günstiger.

Ähnlich funktionieren die Kartenfelder 7-12. Dort können die Spieler eine Karte reservieren und müssen sie links auf das erste freie Reservierungsfeld platzieren. Der Preis der ersten Karten richtet sich nach der Anzahl aller reservierten Karten und wird analog der Felder 1-6 immer günstiger, wenn ein Spieler seine Karte nicht kaufen will oder aus Geldmangel nicht kaufen kann.

Es gibt unterschiedliche Typen von Karten. Handwerker produzieren Geld oder Siegpunkte. Doch zuerst müssen sie mit den geforderten Waren beliefert werden, die wiederum von den Schiffskarten stammen. Wird eine Karte „Angriff der Pikten“ gezogen, überprüfen die Spieler ihre Kriegerkarten bzw. ihre Kriegswerte. Der Spieler mit dem höchsten Kriegswert erhält Siegpunkte, während der schwächste Spieler Punkte abgezogen bekommt. Das Spiel endet zu Beginn der Angebotsphase, in der die finale „Angriff der Pikten“ Karte die einzig verbliebene Karte im Kartendeck ist. Dieser Angriff wird zunächst nach den üblichen Regeln abgewickelt, und dann folgt die finale Wertung, in der die Spieler ihre Kartenauslage auswerten. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen.

Meinung:

Jorvik ist eine Neuauflage von Stefan Felds Speicherstadt (inkl. Kaispeicher-Erweiterung), allerdings wurde das Thema des Spiels geändert. Und das ist auch gut so, denn Wikinger sind einfach cooler als gediegene Händler in der heimischen Hansestadt Hamburg ;-)

Wer ein halbwegs erfahrener Spieler ist, kann sicherlich sofort mit der Jarl-Variante anfangen. Die Karl-Variante eignet sich primär für Gelegenheitsspieler, die erst einmal in Jorvik reinkommen wollen und sich später zur Fortgeschrittenen-Version empor arbeiten wollen. Aber besonders kompliziert ist das Ganze nicht. Der Clou ist der clevere Versteigerungsmechanismus, bei dem es auch darauf ankommt, die Mitspieler richtig einzuschätzen. Als Startspieler hat man zwar das Vorkaufsrecht bzw. kann man die vermeintlich beste Karte der Felder 7-12 reservieren, aber es ist nicht sicher, ob man diese Karte auch wirklich bekommt. Sitzen zu viele Konkurrenten in der Reihe, wird die Karte schlichtweg zu teuer, und Geld ist das ultimative Mangelelement im Spiel. Da hilft auch das obligatorische Rundeneinkommen in Höhe von einer einzigen lausigen Münze nicht viel. Ähnlich wie bei einem bekannten Werbeslogan gilt auch hier das Motto „Geiz ist geil“ :-)

Das A und O des Spiels ist eine funktionierende Balance aus Handwerkern, Schiffen und Kriegerkarten in der eigenen Auslage. Wobei Raubzugkarten und Gelagekarten auch äußerst beliebt sind, denn diese bringen in der Schlusswertung einfache Siegpunkte (denn im Gegensatz zu den Handwerkern sind  hier keine Waren erforderlich). Um finanziell halbwegs flüssig zu bleiben lohnt sich außerdem der Kauf von Händlerkarten, die bestimmte Waren für dringend benötigte Münzen verkaufen. Ebenfalls wichtig ist das Lagerhaus, welches vier zusätzliche Lagerplätze bietet. Nichts ist schlimmer, als eine Schiffsladung zu ergattern und dann die Hälfte der Waren aufgrund fehlender Handwerker oder fehlender Händler wegschmeißen zu müssen. In solchen Fällen ist das Lagerhaus Gold wert.

Wie sieht es alles in allem mit dem Spielspaß aus? Gut schaut´s aus. Jorvik ist ein gelungenes Versteigerungs- und Optimierspiel, das mit übersichtlichen Regeln sowohl Vielspieler als auch ambitionierte Gelegenheitsspieler anspricht. Als Vielspieler darf man nur nicht den Fehler machen, ein hochkomplexes Strategiehighlight zu erwarten. Denn in die Kerbe von Great Western Trail oder Mombasa schlägt Jorvik definitiv nicht. Jorvik ist solide, macht Spaß und weiß insgesamt absolut zu gefallen, doch ein Meilenstein wie die genannten Great Western Trail, Mombasa oder auch Terra Mystica ist das Ganze sicher nicht. Diesen Anspruch hat das Spiel auch gar nicht. Jorvik will kurzweiliges Strategie-Taktik-Flair bieten, und dieses Ziel wird voll und ganz erfüllt.

Fazit:

Wer ein Freund von Strategiespielen auf mittlerem Niveau ist, kommt mit Jorvik sicherlich auf seine Kosten,. Das Spiel macht Spaß, hat eine gewisse Tiefe und einen interessanten Versteigerungsmechanismus, der zusammen mit der Interaktion beim Figuren-Einsetzen für ordentliche Spannung sorgt. Wer sich von diesen Faktoren angesprochen fühlt, sollte Jorvik durchaus mal anspielen.

1 Kommentar:

  1. Schön beschrieben - vielen Dank für die Rezension. Ich dachte schon, ich sei mit meinem positiven Eindruck alleine. Ich stimme Dir voll zu: Es ist kein Meilenstein, aber ein grundsolides Spiel, was in der Bieten-Phase ganz schön für Spannung unter den Spielern sorgen kann.

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